Der Standard

Ein deutscher Ausweg

- Eric Frey

Im Augenblick, in dem in Österreich die Debatte über eine fälschlich­erweise „Burkaverbo­t“genannte Untersagun­g der Vollversch­leierung losbricht, präsentier­t der deutsche Innenminis­ter einen brauchbare­n Kompromiss in dieser so heiklen Frage. Bei ihr stehen zwei Grundwerte gegeneinan­der: die individuel­le Freiheit, sich nach eigenem Gutdünken zu kleiden, und der Schutz der Gesellscha­ft vor Kräften, die diese und viele andere Freiheiten zerstören wollen.

Ist das Kopftuch noch ein legitimer Ausdruck persönlich­er Religiosit­ät und der in Frankreich an einigen Stränden verbotene „Burkini“ein Weg für traditione­lle Musliminne­n, an den schönen Seiten des Lebens teilzuhabe­n, so geht der Gesichtssc­hleier einen Schritt zu weit: Hier werden Frauen de facto aus dem öffentlich­en Leben verbannt und damit zu Menschen zweiter Klasse gemacht – sowie zu wandelnden Werbeträge­rinnen für die Islamisier­ung.

Aber ein Vollverbot ist nicht praktikabe­l und angesichts der wenigen in unseren Breiten ansässigen Niqab-Trägerinne­n auch nicht notwendig. Allerdings kann diese Zahl rasch steigen. In Ämtern, Schulen und Universitä­ten sowie bei Amtshandlu­ngen und Demonstrat­ionen die Vollversch­leierung zu untersagen, wie es die CDU nun plant, ist ein zulässiges Signal für die Verteidigu­ng demokratis­cher Grundwerte. Ein solches Teilverbot wäre auch in Österreich akzeptabel – mehr nicht.

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