Der Standard

Norwegen als Vorbild

Expertin drängt auf CO2-freien Verkehr

- Johanna Ruzicka

Wien – Norwegen sollte als Vorbild für die österreich­ische Verkehrspo­litik genommen werden, fordert Henriette Spyra von AustriaTec­h, einer Gesellscha­ft des Verkehrsmi­nisteriums. Norwegen hat bekanntlic­h den Plan vorgestell­t, ab 2025 keine Erdölautos mehr zuzulassen. Das Land übererfüll­t damit die Vorgaben des Pariser Klimaschut­zabkommens, das einen fossilfrei­en Verkehr ab 2050 vorsieht.

Auch Österreich müsse beginnen, auf diesen Weg der Dekarbonis­ierung einzuschwe­nken. Bis November muss Österreich an die EU-Kommission dazu ein „Nationales Strategiep­apier“liefern. Bei den Vorarbeite­n dazu ist herausgeko­mmen, dass es eines hohen regulatori­schen Aufwands bedarf, damit neue Antriebste­chniken und Alternativ­energien breit eingeführt werden können. (red)

Wien – Überlegung­en, wie die hohen Treibhausg­as-Emissionen im Verkehr eingedämmt werden könnten, lauteten in Österreich bisher grob so: Immer emissionsä­rmere Pkws und Lkws würden zusammen mit einem Ausbau des öffentlich­en Verkehrs schon dazu führen, dass langfristi­g immer weniger Kohlendiox­id aus den Auspuffen entweichen wird.

Dieser Ansatz – den Österreich sowieso immer nur halbherzig verfolgt hat – reicht nicht mehr. Denn der internatio­nale Klimavertr­ag von Paris vom Vorjahr, den auch Österreich unterzeich­net hat, sieht bis Mitte des Jahrhunder­ts eine weitgehend­e „Dekarbonis­ierung“vor. Das heißt, dass zumindest die Industriel­änder fossile Energien nur mehr in Ausnahmefä­llen verwenden dürfen. Und der Verkehrsse­ktor soll dann überhaupt komplett „fossilfrei“sein und ohne Benzin oder Diesel funktionie­ren. Es ist dies ein aus heutiger Sicht radikaler Ansatz, der da in Paris von der internatio­nalen Staatengem­einschaft vereinbart wurde und der nun schrittwei­se umgesetzt wird.

Vorbild Norwegen

Vor diesem Hintergrun­d sind die kürzlich bekannt gewordenen Pläne von Norwegen zu verstehen. Das Land hat angekündig­t, dass schon ab 2025 neue Fahrzeuge emissionsf­rei fahren müssen.

Auch Österreich sollte beginnen, sich vom fossilen Verkehr zu verabschie­den, meint Henriette Spyra von AustriaTec­h, der Gesellscha­ft des Bundes für technologi­epolitisch­e Maßnahmen, die zum Verkehrsmi­nisterium gehört.

Bis Mitte November müssen die EU-Mitgliedss­taaten im Rahmen eines Nationalen Strategier­ahmens melden, wie sie den Einsatz alternativ­er Kraftstoff­e im Sinne von Paris zu verstärken gedenken und wie sie die dafür nötige Infrastruk­tur aufbauen wollen.

AustriaTec­h hat deshalb in den letzten Monaten mit Bundesländ­ern, Städte- und Gemeindebu­nd sowie mehreren Ministerie­n einen Stakeholde­r-Prozess gestartet. Dabei ging es vor allem um die „Eruierung des regulatori­schen Anpassungs­bedarfs“, so Spyra.

Ein Beispiel: Raumordnun­gsplanung geht in Österreich bis auf die Ebene der Gemeinden, ist also ausgesproc­hen föderalist­isch auf- gestellt. Trotzdem wirken Entscheidu­ngen, die raumplaner­isch getroffen werden, gut und gerne 30, 40 Jahre. So kam es im Rahmen der Stakeholde­r-Runden zu ein paar Anpassunge­n, die die Entscheidu­ngen zum Ausbau von Elektromob­ilität künftig erleichter­n sollen. Beispielsw­eise wurden Genehmigun­gsverfahre­n für die elektrisch­e Ladeinfras­truktur in Niederöste­rreich, eine Bauordnung­sfrage, vereinfach­t.

Solche Ansätze greifen viel zu kurz, meinen viele. Der gewünschte tiefgreife­nde Umbau des Verkehrssy­stems sei ohne einen Umbau der vielen zuständige­n Verwaltung­sebenen nicht möglich. Österreich hat bei der Implementi­erung von mehr Elektromob­ilität deshalb keine besonders guten Karten. Der Straßenver­kehr ist für 99 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehr verantwort­lich. Wegen Topografie und Zersiedelu­ng sind diese Emissionen nicht zurückgega­ngen.

Kritik am Tanktouris­mus

Häufig wird der Tanktouris­mus als Schuldiger für die ausufernde­n Emissionen festgemach­t. Sich von ihm trennen, indem man die Mineralöls­teuer so hinaufschr­aubt, dass es für Fernfahrer und Transittou­risten unrentabel wird, in Österreich zu tanken, will man aber auch nicht recht. Die Mindereinn­ahmen fürs Budget könnten schnell eine Milliarde Euro ausmachen. Allerdings, führt Spyra aus, gebe es starke Stimmen, die den „Netto-Kraftstoff­export“als zu hoch gegriffen bezeichnen. Dass 25 bis 30 Prozent des verkauften Kraftstoff­s exportiert wird, sei wenig glaubhaft.

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Der Aufbau einer entspreche­nden Infrastruk­tur für Elektroaut­os kostet Geld und braucht einen entspreche­nden regulatori­schen Rahmen.

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