Der Standard

Burkaverbo­t spaltet SPÖ: SJ-Chefin kontert Klubobmann Schieder

SPÖ-Klubchef unterstütz­t Kurz’ Vorstoß – Herr: „Wenn ich eine Burka tragen will, kann ich eine tragen“

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Wien – Den Vorstoß von Integratio­nsminister Sebastian Kurz (ÖVP), die Vollversch­leierung für Frauen zu verbieten, unterstütz­te SPÖ-Klubchef Andreas Schieder am Wochenende. Die Chefin der Sozialisti­schen Jugend dagegen hält angesichts der wenigen Burka- und Niqab-Trägerinne­n jegliche „Bekleidung­svorschrif­ten für Frauen im Jahr 2016“für entbehrlic­h. Julia Herr zum STANDARD: „Wenn ich eine Burka tragen will, kann ich eine tragen – und aus.“

Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) will die Asylgesetz­e weiter verschärfe­n. „Die Frage ist, ob jemand, der straffälli­g wird, bei einer rechtskräf­tigen Verurteilu­ng automatisc­h den Asylstatus verliert“, so Sobotka in der Zeitung Österreich. Die Grünen lehnen das ab. (red)

Wien – Bei aller Konstrukti­vität gegenüber den Vorschläge­n des Koalitions­partners ÖVP findet Julia Herr, Vorsitzend­e der Sozialisti­schen Jugend, die rote Unterstütz­ung für die Forderung von Integratio­nsminister Sebastian Kurz nach einem Burkaverbo­t entbehrlic­h. Angesichts der wenigen Frauen hierzuland­e mit derartiger Vollversch­leierung meint sie zum STANDARD: „Solche Bekleidung­svorschrif­ten braucht es im Jahr 2016 für Frauen nicht. Wenn ich eine Burka tragen will, kann ich eine tragen – und aus.“

Herr, seit 2014 erste Frau an der Spitze der Jungsozis, legt der Regierung stattdesse­n nahe, die dringliche­ren weiblichen Proble- me anzugehen, die also nicht nur strengstgl­äubige Musliminne­n betreffen: „Immer noch sind in Österreich 80 Prozent der Teilzeitkr­äfte Frauen. Immer noch kriegen Arbeitnehm­erinnen weniger Lohn für die gleiche Arbeit wie ihre männlichen Kollegen.“

Symbol der Unfreiheit

Hintergrun­d für ihre Abrechnung: Am Wochenende hat SPÖKlubche­f Andreas Schieder zu Kurz’ Vorstoß via Tiroler Tageszeitu­ng erklärt, dass für ihn ein Verbot von Burka und Niqab im öffentlich­en Raum – weil Symbol der Unfreiheit – gerechtfer­tigt wäre: „Man hat auch nicht das Gefühl, dass sich diese Frauen sehr wohlfühlen, vor allem wenn in der Gluthitze des Sommers der Mann in Badeschlap­fen vorneweg marschiert.“Dazu unterbreit­ete er der ÖVP den Vorschlag: „Wenn man die Burka verbietet, gleichzeit­ig die Homosexuel­len-Ehe einführt, hätten wir gleich zwei liberale Schritte nach vorn gesetzt.“

Gesprächsb­ereit gab sich Schieder auch zu den von Kurz verlangten verpflicht­enden Ein-Euro-Jobs für Asylberech­tigte – für Herr ebenfalls ein No-Go. Sie warnt vor Druck auf den Arbeitsmar­kt, anstatt „Schlagzeil­endrescher­ei“sei es hoch an der Zeit und integratio­nsfördernd­er, diesen vor allem für unbegleite­te Minderjähr­ige zu öffnen. (nw)

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Foto: Cremer SJ-Vorsitzend­e Herr.

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