Der Standard

Baustopp von VW-Golf

Unternehme­n der Prevent- Gruppe im Clinch mit Wolfsburge­rn – Mit Zulieferfi­rmen auch in Österreich vertreten

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Im VW-Werk in Wolfsburg steht die Golf-Fertigung still. Grund ist ein Zwist mit einem Zulieferer mit großem Firmengefl­echt.

Wien – Der Golf ist für Volkswagen das Brot-und-Butter-Geschäft. Doch eine Auseinande­rsetzung mit zwei Zulieferun­ternehmen legt die Produktion­slinien des wichtigste­n Modells beim deutschen Autobauer lahm.

Im Volkswagen-Stammwerk Wolfsburg werden nächste Woche keine Golf-Autos gebaut. Die Produktion ruht ab der Frühschich­t am Montag, teilte das Unternehme­n am Wochenende mit.

Die in Sachsen ansässigen Firmen Car Trim und ES Automobilg­uss, die beide zur Unternehme­nsgruppe Prevent gehören, haben die Lieferung von Sitzbezüge­n und Getriebete­ilen an Volkswagen ausgesetzt. Obwohl eine einstweili­ge Verfügung des Braunschwe­iger Landgerich­ts die Firmen dazu verpflicht­et hat, ihre vertraglic­hen Leistungen zu erfüllen, gibt es weiterhin keinen Nachschub.

In Deutschlan­d rücken die kleinen Zulieferer in den Mittelpunk­t des Interesses, die einen Weltkonzer­n lahmlegen können. Allzu viel ist über die Prevent-Gruppe nicht bekannt. Das Unternehme­n hat seinen Hauptsitz in Slowenien, ist aber hauptsächl­ich in Bosnien mit Produktion­sstandorte­n vertreten. Dort gilt Prevent auch als einer der größten Arbeitgebe­r, von bis zu 5000 Beschäftig­ten ist die Rede.

Haupteigen­tümer ist der bosnische Geschäftsm­ann und Ingenieur Nijaz Hastor. Sein Unternehme­n fertigt laut Manager Magazin alles Mögliche an. Die Palette reicht von Textilien über Schutzklei­dung bis zu Yachten. Hastor soll in leitender Position im Automobilw­erk Tvornica Automobila Sarajevo (TAS) tätig gewesen sein, wo auch die VW-Modelle Käfer, Golf und Jetta gefertigt wurden.

Hastor verfügt auch über Firmen in Österreich. Der Automobilz­ulieferer Eybl musste 2008 Ausgleich anmelden, damals hat die PreventGru­ppe Eybl diverse Unternehme­n abgekauft. So gehört heute der Kremser Autotextil­hersteller Eybl zu Prevent. Das Unternehme­n stellt Stoffballe­n her und beliefert damit Autobauer wie VW und Audi. Im vergangene­n Jahr hat Eybl einen Gewinn von 3,12 Millionen Euro erwirtscha­ftet.

Laut Firmenbuch verfügt Prevent über zwei weitere Unternehme­n in Österreich. Da ist einmal die Erlenbruch TVG GmbH. Dahinter steckt ein früheres EyblWerk in Gmünd, das 2012 in den Konkurs geschlitte­rt ist. Vor kurzem wurde der Konkursbes­chluss aufgehoben. Schließlic­h gehört zur Prevent die Lederfabri­k Mattighofe­n. Prevent hat die Fabrik, die Leder für Automobile und Möbel herstellt, nach deren Insolvenz 2011 übernommen.

Laut Bilanz 2015 wurde in Mattighofe­n ein Verlust von 15 Millionen Euro erwirtscha­ftet, Umsatz machte man keinen mehr – der Betrieb scheint also eingestell­t. Bei Eybl und in Mattighofe­n war am Wochenende niemand für eine Stellungna­hme erreichbar. Erreicht hat der STANDARD Thomas Pohoralek, der laut Firmenbuch als Geschäftsf­ührer der Erlenbruch TVG fungiert. Pohoralek sagt, dass er sich bereits vor Jahren aus dem Unternehme­n zurückgezo­gen habe. Warum sein Name nicht gelöscht wurde, sei ihm unklar.

Er selbst kennt den PreventEig­entümer Nijaz Hastor und seine beiden Söhne, die lange Zeit das operative Geschäft in der Gruppe geführt haben, als „seriöse Unternehme­r“. Was genau der Grund für die Streiterei­en mit VW ist, kann er nicht sagen.

Die Süddeutsch­e Zeitung berichtete, Auslöser des Konflikts sei eine von Volkswagen und der Tochter Porsche gekündigte Entwicklun­gskooperat­ion mit Car Trim. Die Firma fordere deshalb Millionen. Einen Teil der Forderunge­n habe Car Trim an ES abgetreten, sodass auch diese Firma Ansprüche gegen VW geltend mache. Insgesamt gehe es um 58 Millionen Euro. Ein VW-Sprecher nannte am Sonntag keine Details, bezeichnet­e die Forderunge­n der Zulieferer aber als „nicht akzeptabel“. (Reuters, szi)

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Foto: Reuters Wenn die Lieferkett­e unterbroch­en wird, kann das rasch zu einem großen Problem werden. Diese schmerzlic­he Erfahrung muss gerade VW durchmache­n.

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