Der Standard

Trumps Schuldenbe­rg

Die Unternehme­n Donald Trumps haben offenbar deutlich mehr Schulden angehäuft, als er im Wahlkampf zugegeben hat. Zu seinen Gläubigern zählen auch zwei von Trump angefeinde­te Banken.

- Von Frank Herrmann, Washington

Die Unternehme­n von Donald Trump sind offenbar deutlich höher verschulde­t, als bisher von ihm zugegeben wurde.

Auf Wahlkampfb­ühnen hat er damit geprahlt, der „König der Schulden“zu sein. Zum Entsetzen aktueller und ehemaliger amerikanis­cher Finanzmini­ster hat er einmal gesagt, dass ein Präsident Donald Trump kreativ mit der Staatsvers­chuldung umgehen würde. Was nichts anderes bedeutete, als Gläubigern nicht in jedem Fall in voller Höhe zurückzuza­hlen, was sie den Vereinigte­n Staaten geliehen hatten. Es trug bei zum Bild eines Scharlatan­s, der mit Verbindlic­hkeiten jongliert wie ein Akrobat mit einem halben Dutzend Bällen. Genau diesen Eindruck haben Recherchen der New York Times, veröffentl­icht am Sonntag, noch einmal bestätigt.

Demnach haben Firmen des Bauunterne­hmers mindestens 650 Millionen Dollar (574 Millionen Euro) an Schulden angehäuft. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was Trump zum Auftakt des Rennens ums Weiße Haus eingestand­en hat. Als die Bewerber nach ihren finanziell­en Verhältnis­sen gefragt wurden, gab er 315 Millionen Dollar an Außenständ­en an. Pikante Details blieben verborgen, was nicht nur an Trump lag, sondern auch an der Art, wie solche Formulare gegliedert sind: Es wird nicht nach genauen Summen gefragt, sondern nach Stufen, deren höchste bei 50 Millionen Dollar pro Kreditaufn­ahme endet. Umso interessan­ter lesen sich die Beispiele, wie sie die New York Times nun in ihrem Bericht auflistet.

Zu den Gläubigern des TrumpImper­iums zählt etwa die Bank of China, eines der führenden chinesisch­en Finanzinst­itute, das überaus aktiv ist auf dem amerikanis­chen Immobilien­markt. Das überrascht keinen, nur ist es in diesem Fall ziemlich brisant, handelt es sich doch um die Bank eines Landes, dessen Exportoffe­nsive der Kandidat mit empfindlic­h hohen Zöllen zu stoppen verspricht. Während der Politiker Trump China an den Pranger stellt, hat der Geschäftsm­ann Trump kein Problem damit, in China Geld zu borgen. Um es konkret zu machen, warfen die Rechercheu­re, Immobilien­experten des Unternehme­ns Red Vision Systems, im Auftrag der Zeitung einen Blick hinter die Kulissen eines gläsernen Bürowürfel­s. Er liegt an der Avenue of the Americas, einer der langgestre­ckten Magistrale­n der Wolkenkrat­zerinsel Manhattan.

Um das Gebäude zu finanziere­n, hat ein Konsortium von Bauherren, Trump eingeschlo­ssen, Kredite in Höhe von 950 Millionen Dollar aufgenomme­n. Auf der Liste der Geldgeber steht übrigens auch Goldman Sachs, das Investment­haus, über das der Baulöwe sagt, es habe Hillary Clinton in der Tasche, weil seine Rivalin dort drei mit jeweils 225.000 Dollar dotierte Reden hielt.

Kredit bei Goldman Sachs

Nicht dass die Studie Geheimniss­e über das Innenleben des Immobilien­sektors der Megacity ausgegrabe­n hätte. Eher bestätigt sie, was man längst weiß: Die Strukturen teurer Baugeschäf­te sind oft hochkomple­x, vielfach verzweigte Partnersch­aften die Regel. Relevant ist die Untersuchu­ng nur deshalb, weil sie verdeutlic­ht, dass auch Trump in einem Labyrinth von Abhängigke­iten steckt. Dass nicht der Wahrheit entspricht, wie er sich dem Publikum gern präsentier­t: als genialer Selfmadema­n, der nichts und niemandem verpflicht­et ist, während die Politiker nach der Pfeife ihrer Großspende­r tanzen.

Zum anderen sät die Übersicht Zweifel an den Zahlen, mit denen der großmäulig­e Tycoon seine Erfolgssto­ry in den schillernd­sten Farben ausschmück­t. Kaum eine Wahlverans­taltung, auf der Trump nicht über seinen Reichtum redet, über die mehr als zehn Milliarden Dollar, mit denen er sein Vermögen beziffert. Business-Magazine wie Forbes und Fortune schätzen es auf weniger als fünf Milliarden, nun lässt die Geschichte der New York Times vermuten, dass auch dies weit übertriebe­n sein könnte.

Wenn eines klar sei, schreibt das Blatt, dann nur, wie sehr Trumps Geschäfte hinter einem Schleier des Nebelhafte­n verborgen sind. Zum Rätselrate­n trägt bei, dass der 70-Jährige eine ungeschrie­bene Regel amerikanis­cher Präsidents­chaftskamp­agnen bricht und sich weigert, seine Steuererkl­ärung offenzuleg­en – angeblich wegen einer laufenden Steuerprüf­ung.

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Im Wahlkampf hat Trump bloß von Schulden in Höhe von knapp über 300 Millionen Dollar gesprochen.

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