Labour-Promis für Owen Smith
Londoner Bürgermeister ruft zum Sturz Corbyns auf
London/Wien – Die Entscheidung, wer künftig als Vorsitzender der britischen Labour-Partei auch Oppositionsführer im Unterhaus sein wird, diese Entscheidung treffen die Mitglieder an der Parteibasis. Sie werden in den kommenden Wochen per Brief danach befragt. Und geht es nach ihnen, so kann man es momentan als fast sicher annehmen, dass Jeremy Corbyn weiter an der Parteispitze bleiben soll.
Gänzlich anders sieht es allerdings der „Mittelbau“, der aus zahlreichen Parteifunktionären und Parlamentariern besteht. Sie sprechen sich schon seit Wochen vehement für Corbyns Herausforderer Owen Smith aus – und sie haben nun ein Schäuferl nachgelegt: So rief der neue Londoner Bürgermeister Sadiq Khan seine Parteifreunde am Sonntag ganz offen und unverblümt dazu auf, Corbyn zu stürzen.
Der erst seit einem Jahr amtierende Parteichef sei im Hinblick auf die nächsten Parlamentswahlen – wann immer diese stattfinden werden, die letzte Wahl liegt kaum eineinhalb Jahre zurück – zur Belastung für die Partei geworden, schrieb Khan in einem Gastbeitrag für die Sonntagszeitung The Observer.
„Völlig versagt“
Corbyn habe im Vorfeld des Brexit-Referendums „völlig versagt“; er habe das Vertrauen von mehr als 80 Prozent der Labour-Abgeordneten im Parlament verspielt. „Jeremys persönliche Umfrage- werte sind die schlechtesten, die ein Oppositionsführer je hatte“, behauptete Khan, ein entschiedener Brexit-Gegner. Weder vor noch nach dem Referendum über die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens im Juni habe Corbyn „die Führungsqualitäten gezeigt, die wir so dringend brauchten“. In der Konsequenz sprach sich der Bürgermeister für Herausforderer Smith als neuen Parteichef aus.
Corbyn, oft als Altlinker bezeichnet, hatte von seiner eigenen Unterhaus-Fraktion offiziell und mit breiter Mehrheit von 81 Prozent das Misstrauen ausgesprochen bekommen. Das Dilemma: Er hat das Partei-Establishment gegen und die zu großen Teilen linksorientierte Basis offenbar noch immer hinter sich. Ende September wird ein Parteitag schließlich die Entscheidung über den künftigen Labour-Vorsitzenden offiziell machen. (dpa, red)