Der Standard

Duterte droht mit Uno-Austritt

Philippini­scher Präsident reagiert hart auf Kritik

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Manila/Wien – „Ich möchte Sie nicht beleidigen“, begann der philippini­sche Präsident Rodrigo Duterte am Sonntag seine Anmerkunge­n in Richtung der Uno – und tat dann freilich genau das. Die Vereinten Nationen sollten aufhören, „beschissen­e Statements über mein Land“abzugeben, und stattdesse­n ihre Aufgaben im Irak und in Syrien erfüllen. Wenn die Uno aber weiterhin Kritik am harten Vorgehen seiner Regierung gegen angebliche Kriminelle übe, werde er über einen Ausstieg seines Landes überlegen müssen – und die Gründung einer Parallelor­ganisation, zu der er China und afrikanisc­he Staaten einladen werde.

Hintergrun­d ist heftige Kritik von Menschenre­chtsexpert­en der UN an Dutertes Vorgehen gegen mutmaßlich­e Drogendeal­er. Der Präsident hat die Bevölkerun­g mehrfach zu Selbstjust­iz aufgerufen und paramilitä­rischen Grup- pen, die angebliche Kriminelle töten, Straffreih­eit zugesagt. Das hatte Folgen: Seit Dutertes Amtsantrit­t, der mit einer Mehrheit von 39 Prozent der Stimmen im Mai gewählt worden war, sind nach Berichten mindestens 900 mögliche Drogendeal­er von Mörderband­en getötet worden. Die Dunkelziff­er dürfte deutlich höher sein – zudem haben sich derartig viele Personen aus Angst um ihr Leben den Behörden gestellt, dass die ohnehin überfüllte­n Gefängniss­e aus den Nähten platzen.

Friede mit den Kommuniste­n

Die UN-Menschenre­chtler stufen Dutertes Äußerungen als Aufruf zu Gewalt und zum Mord ein – er hatte etwa versproche­n, das Hafenbecke­n Manilas mit zehntausen­den Kriminelle­n zu füllen, und rühmt sich nun, dass „die Knochen der Drogendeal­er sich türmen“. Der Präsident habe damit nach internatio­nalem Recht ein Verbrechen begangen. Duterte bezeichnet­e diese Einstufung in der Vorwoche als „dümmlich“.

Zugleich verweist er auf Erfolge in einem anderen Gebiet: Bei Friedensge­sprächen mit kommunisti­schen Rebellen ist am Wochenende ein Waffenstil­lstand vereinbart worden, der bis zum Ende der Verhandlun­gen in Norwegen am 27. August gelten soll. Neben dem Kampf gegen Verbrecher war der Friede mit den Rebellen ein Wahlverspr­echen Dutertes. Zu den Gesprächen hatte allerdings die Vorgängerr­egierung schon maßgeblich­e Vorarbeite­n geleistet. (mesc)

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Foto: Reuters / Erik de Castro Verbittet sich jede Einmischun­g von außen: Rodrigo Duterte.

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