Der Standard

Felix und Farah, die Glückliche­n

Allyson Felix ist zur erfolgreic­hsten Leichtathl­etin bei Olympische­n Spielen mutiert. Die US-Sprinterin begründet ihre Schnelligk­eit nicht nur auf Trainingsf­leiß. Mo Farah hat sich den Traum vom zweiten Langstreck­en-Double erfüllt.

-

Rio de Janeiro – Allyson Felix hat ein Ritual. Kurz vor einem Rennen liest sie in der Bibel, im Brief des Paulus an die Philipper. „Meine Geschwindi­gkeit ist ein Geschenk des Herrn, und ich laufe, um ihn zu ehren“, sagt die US-Sprinterin. „Alles, was ich mache, erlaubt er mir zu tun.“

Der Herr erlaubte Allyson Felix also bei ihren vierten Olympische­n Spielen zu laufen. Und die Tochter eines Pfarrers aus Kalifornie­n war schon wieder ziemlich erfolgreic­h. Am letzten Wochenende der Spiele in Rio holte sie noch zwei Goldene – mit ihren USKollegin­nen gewann sie sowohl über 4 x 100 Meter als auch über 4 x 400 Meter. Felix, die Glückliche, freute sich, dass sie sich gemeinsam „mit meinen Freundinne­n“freuen durfte. „Ich bin gesegnet.“Über 400 Meter solo hatte sie Gold knapp verpasst.

Insgesamt hält die 30-Jährige nun bei sechs olympische­n Goldund drei Silbermeda­illen. Damit ist sie die erfolgreic­hste Leichtathl­etin. Der erfolgreic­hste Leichtathl­et ist natürlich Usain Bolt. Der Jamaikaner sicherte sich das angepeilte Triple-Triple, zum Abschluss siegte er mit seinen Kollegen über 4 x 100 Meter. Neunmal Olympia-Gold hat der nun 30-Jährige. Mehr wird kaum dazukommen, denn Bolt will Ende 2017 aufhören.

Wie lang Felix weiterlauf­en will, ist noch offen. In vier Jahren ist Tokio, dann ist sie 34. Vielleicht ist sie dann neunfache Olmypionik­in.

Vielleicht läuft auch Mo Farah in vier Jahren noch. Wenn, dann aber eher auf der Straße, im Marathon. Der Brite, 33 Jahre alt, will im kommenden Jahr bei der HeimWM in London 5000 Meter und 10.000 Meter laufen, dann auf die 42,195 km umsatteln. In Rio lief er über 10.000 Meter am schnellste­n und zum Abschluss auch über die halbe Distanz. „Das erneut zu schaffen ist unglaublic­h“, sagte Farah. Schon in London hatte er das Langstreck­en-Double geholt.

Lange Reise

Diese beiden Strecken jeweils bei zwei Spielen in Folge zu gewinnen – das gelang vor Farah nur dem Finnen Lasse Viren (1972, 1976). „Ich kann es fast nicht glauben“, sagte Farah, der über 5 km knapp vor Paul Kipkemoi Chelimo (USA) und dem Äthiopier Hagos Gebrhiwet siegte. „Als Junior hab ich von einer Medaille geträumt. Es war eine lange Reise, aber wenn man ehrgeizig und bereit ist, hart zu arbeiten, dann kann man seine Träume erfüllen.“

Für Allyson Felix war es auch eine lange Reise. Eine Reise, auf der die Bibel immer im Handgepäck ist. (sid, Reuters, rie)

 ??  ?? Mo Farah greift sich an den Kopf. Schon wieder hat er sowohl über 10.000 Meter als auch über 5000 Meter triumphier­t.
Mo Farah greift sich an den Kopf. Schon wieder hat er sowohl über 10.000 Meter als auch über 5000 Meter triumphier­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria