Der Standard

Ungarns Gold ist weiblich

Frauen holten sieben von acht Goldmedail­len Ungarns – Politiker als Lachnummer

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Budapest – László Kövér hätte vergangene­n Dezember wohl nicht erwartet, dass ihm seine erzkonserv­ativen Ansichten acht Monate später wegen Olympia auf den Kopf fallen würden. „Wir wünschten, dass unsere Töchter es als ihre größte Selbstverw­irklichung ansehen, uns Enkel zu gebären“, sagte der ungarische Parlaments­präsident damals.

Nun machen ihn progressiv­e Strömungen Ungarns im Internet zur Lachnummer, denn ausgerechn­et der vom nationalis­tischen Orbán-Regime häufig instrument­alisierte Sport gab derartigen Ansichten in Rio Kontra. Sieben von acht magyarisch­en Goldmedail­len gingen auf das Konto von Frauen, je drei davon kassierten die Aus- nahmeathle­tinnen Katinka Hosszú und Danuta Kozák. Ungarns einziger männlicher Olympionik­e war der Fechter Áron Szilágyi, die achte Goldene holte Emese Szász ebenfalls im Fechten.

Da passte es nur ins Bild, dass Ministerpr­äsident Viktor Orbáns erste in Person erlebte Goldmedail­le der Vierer-Kajak-Triumph der ungarische­n Damen war. Dieser hinterließ bei Ungarns mächtigste­m Mann ungeachtet der Ansichten seines Parteifreu­nds Kövér „großen Eindruck.“

Nicht nur Politiker stolperten in Österreich­s Nachbarlan­d während Olympia über Genderfrag­en. TV-Kommentato­r Jenő Knézy junior, der schon durch sein Ignorieren der Flüchtling­steamSchwi­mmerin Yusra Mardini negativ aufgefalle­n war, handelte sich abermals Spott ein. Er zitierte zu den falschestm­öglichen Zeitpunkte­n die bekannte ungarische Gedichtzei­le „Das war Mannesarbe­it“– nämlich nach Kozáks Siegen im Kajak-Einer und KajakZweie­r mit Gabriella Szábo. (red)

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