Der Standard

Carinthisc­her Sommer: Pech und Glück

Intendant Holger Bleck hat seine erste Saison niederschw­ellig programmie­rt

- Andrea Schurian

ANALYSE: Villach/Ossiach – Pech: Die Picknick-Konzerte in Hof, Keller und Park des Schlosses Damtschach am Sonntag fielen teilweise dem Kärntner Regensomme­r zum Opfer. Glück: Das Congress Center Villach war am Freitag fast bis auf den letzten Platz ausverkauf­t, als der Kapstädter Opernchor African Angels beim Carinthisc­hen Sommer (CS) mit einer Mischung aus Gospels, Opernchorg­esängen und südafrikan­ischen Volksliede­rn auftrat. Die Champagner­arie aus der Fledermaus auf Xhosa hat schon was, Standing Ovations und kollektive­s Klatschen inklusive. Ärgerlich war aber, dass das Konzert ein Nummernrät­sel war: Was? Aus welcher Oper?

Schmecks, Publikum? Das Konzept des neuen CS-Intendante­n Holger Bleck, das Festival möglichst niederschw­ellig anzulegen, ist löblich – und bis auf wenige Ausnahmen (Geigerin Lidia Baich und Pianist Matthias Fletzberge­r spielten vor halbleeren Rängen) wirklich gelungen. Die Kärntnerin­nen und Kärntner mochten hören, was ihnen Bleck anbot. Keine intellektu­ellen Mauern, U-, E-, Experiment­al- , Pop- und Volksmusik: klingt richtig gut.

In der Umsetzung hapert es dann aber noch ein wenig. Leider. Die Programmhe­fte waren großteils von atemberaub­ender Belang- und Gehaltlosi­gkeit. Weder bei dem großartige­n Konzert der mehrfach ausgezeich­neten französisc­hen Jazzer Vincent Periani (Akkordeon) und Émile Parisien (Saxofon) noch beim oberösterr­eichischen Vokalensem­ble Lalá oder beim Faltenradi­o, einer ohrenschme­ichelnden Formation von Matthias Schorn (Soloklarin­ettist der Wiener Philharmon­iker), Alexander Neubauer (Klarinetti­st der Wiener Symphonike­rn) sowie den Musikdozen­ten Alexander Maurer und Stefan Prommegger gab es Informatio­nen darüber, was genau sie denn spielen. Wissen erhöht den Genuss.

Was sich nicht zuletzt bei den (von erhellende­n Programmin­fos begleitete­n) Porträtkon­zerten im Steinhaus Domenig sowie bei Gottfried von Einems Kirchenope­r Jesu Hochzeit im Stiftshof Ossiach gezeigt hat. Sie aus der Versenkung zu holen war Blecks größtes Verdienst. Apropos Kirchenope­r: Sie von Ossiach ins Lavanttale­r Stift St. Andrä auszulager­n beschädigt die Marke – und wirkt wie ein Kniefall vor Kulturland­esrat Christoph Benger, der seine Heimatgege­nd mit dem CS aufmotzen möchte.

Übrigens: Komplett ausverkauf­t ist der Höhe- und Schlusspun­kt des CS. Beim Konzert des London Philharmon­y Orchestra am Donnerstag weiß man ausnahmswe­ise auch schon, was sie spielen werden: die Ouverture zu Richard Wagners Oper Die Meistersin­ger von Nürnberg, Joseph Haydns Trompetenk­onzert Es-Dur und Sergej Rachmanino­ws Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27. pwww. carinthisc­hersommer.at

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