Renault-Abgastests: Bericht hält brisante Details zurück
Der französische Staat hält 20 Prozent an Renault und gab den Bericht in Auftrag
Paris – Nach Volkswagen kommt nun auch der französische Hersteller Renault in die Bredouille. Grund dafür ist ein französischer Untersuchungsbericht, der Ende Juli veröffentlicht wurde und of- fenbar wichtige Details zum Schadstoffausstoß von RenaultMotoren unter Testbedingungen unerwähnt ließ, berichtet die Financial Times und beruft sich dabei auf Informationen dreier Mitglieder der entsprechenden Expertenkommission.
Zwar habe der Bericht bei einigen Dieselmodellen Stickstoffemissionen festgestellt, die teilweise neun- bis elfmal so hoch lagen wie die EU-Abgasnormen. Nicht erwähnt worden sei jedoch, dass beim Modell Renault Captur eine Abgasreinigung für Stickoxide ihre Leistung hochgefahren habe, als das Fahrzeug für Schadstofftests vorbereitet wurde. Renault bestreitet gegenüber der Zeitung, Software zur Manipulation von Emissionstests benutzt zu haben.
Staatsbeteiligung
Der französische Staat hält 20 Prozent an Renault. Die von Umweltministerin Ségolène Royal beauftragte Untersuchungskommission hatte nach offizieller Darstellung keine Beweise für Softwaretricksereien von Renault bei Abgastests gefunden. „Der Bericht wurde letztlich vom Staat verfasst, und sie haben entschieden, was vertraulich bleibt“, sagte Kommissionsmitglied Charlotte Lepitre von der Dachvereinigung französischer Umweltschutzorganisationen, der FT. Ein Vertreter des Umweltministeriums bestritt laut der Zeitung, dass Fakten verschleiert werden sollten.
Europas größter Autobauer Volkswagen hatte im vergangenen Jahr gegenüber US-Behörden zugegeben, bei Abgastests mittels Software manipuliert zu haben und steht infolgedessen vor milliardenschweren Vergleichszahlungen an US-Kläger und -Behörden. In Frankreich hatte Renault im Jänner fast 16.000 Fahrzeuge zurück in die Werkstätten gerufen, um sie neu einzustellen.
Im selben Monat wurden bei Renault wegen Betrugsvorwürfen Hausdurchsuchungen in den Geschäftsräumen durchgeführt. Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron beeilte sich damals zu betonen, dass Renault wegen seiner Abgaswerte nicht speziell im Visier der französischen Behörden sei. Die Razzia brockte dem französischen Autobauer den größten Kurssturz der Firmengeschichte ein. Die Aktien fielen zeitweise um knapp 23 Prozent, womit das Unternehmen binnen eines Tages rund fünf Milliarden Euro an Börsenwert einbüßte. (Reuters, dpa, red)