See-Elefanten helfen bei der Klimaforschung
Um mehr über das Meerwasser rund um die Antarktis herauszufinden, statteten Forscher einige der großen Meeressäuger mit Messinstrumenten aus. Die Daten verheißen nichts Gutes: Die Bildung von Bodenwasser könnte stocken, was das globale Förderband gefährde
Hobart/Wien – Der Satz ist mittlerweile etwas abgedroschen, aber er gilt noch immer: Über die Tiefen der Meere wissen wir weniger als über die Oberfläche des Monds – und das, obwohl die Tiefsee von elementarer Bedeutung für das Klima unseres Planeten ist. Eine zentrale Rolle kommt dabei dem sogenannten globalen Förderband zu: horizontalen Meeresströmungen, deren Routen durch die Ozeane mittlerweile recht gut verstanden werden.
Damit dieses Förderband quasi wie geschmiert funktioniert, braucht es das sogenannte Antarktische Bodenwasser, das die höchste Dichte aller ozeanischen Wassermassen besitzt. Zur Bildung dieses extrem schweren Wassers tragen wiederum sogenannte Polynjas bei, riesige offene Wasserflächen, die zumeist von Meereis umgeben sind und die für dieses extrem dichte Wasser sorgen, das dann in die Tiefe sinkt.
Wie aber wirkt sich die Klimaerwärmung auf antarktischen Polynjas und die Bildung des Antarktischen Bodenwassers aus? Diese Fragen lassen sich nur durch genaue Temperatur- und Dichtemessungen in den entsprechenden Meeresgebieten beantworten, was für Forscher aufgrund der schlechten Erreichbarkeit dieser Meeresregionen zumal im Winter nur schwer zu bewerkstelligen ist.
Aus diesem Grund statteten Forscher um Guy Williams (Uni Tasmanien) See-Elefanten, die in der Prydz Bay leben, mit entsprechenden Instrumenten aus, die am Kopf der Tiere angebracht wurden. Damit konnten die Wissenschafter über mehrere Jahre hinweg den Salzgehalt und die Temperatur jener Meeresregion messen lassen, in der gleich drei Polynjas für Bodenwasser sorgen.
Die Daten, die von den See-Elefanten geliefert wurden, waren allerdings bedenklich: Für den Zeitraum 2011 bis 2013 zeigte sich, dass die Polynjas der Prydz Bay aufgrund der Erderwärmung weniger dichtes und schweres Bodenwasser produzieren. Die Forscher warnen im Fachblatt Nature Communications, dass es bei weiterer Erwärmung sogar zu einem Kollaps kommen könnte, der unabsehbare Folgen für das globale Förderband hätte.