Zahl der Anzeigen wegen Drogendelikten auf Rekordhoch
2015 ist die Zahl der Anzeigen in Bezug auf Drogendelikte auf den höchsten Wert der letzten zehn Jahre gestiegen. Unter anderem führen verstärkte Kontrollen zu immer mehr Aufdeckungen.
Wien – Die Zahl der Anzeigen wegen Drogendelikten steigt in Österreich seit dem Jahr 2012 – im Vorjahr verzeichnete das Bundeskriminalamt eine Zunahme um 8,8 Prozent. Laut dem Suchtmittelbericht für das Jahr 2015 erfolgten österreichweit knapp 33.000 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz, etwa ein Drittel davon in Wien.
Die Zahlen hängen unter anderem von der Kontrolldichte ab, bedeuten daher nicht zwingend, dass es in diesem Ausmaß mehr Dealer und Konsumenten gab. Der Schwarzmarktwert der sichergestellten Drogen betrug insgesamt 28 Millionen Euro – zehn Millionen mehr als 2014. Etwa zwei Drittel der Tatverdächtigen sind Österreicher. (red)
Wien – Sowohl die Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz als auch die Menge an sichergestellten Drogen sind von 2014 auf 2015 stark gestiegen. Das geht aus dem neuen Suchtmittelbericht des Bundeskriminalamts (BKA) hervor. Knapp 33.000 Anzeigen wurden im Vorjahr erstattet, ein Drittel davon (10.892) in Wien. Das bedeutet einen Anstieg von 8,8 Prozent oder 2657 Anzeigen gegenüber 2014. Auch die Menge an von der Polizei sichergestellten Drogen ist größer geworden; der Schwarzmarktwert der einkassierten Substanzen hat sich von 18 auf stattliche 28 Millionen Euro gesteigert.
Ist die Drogenkriminalität in Österreich also innerhalb eines Jahres eklatant gestiegen? Jein, heißt es aus dem BKA. „Es handelt sich hierbei vor allem um ein Kontrolldelikt“, erläutert BKA-Direktor General Franz Lang. Das heißt: Steigt der Kontrolldruck, werden auch mehr Fälle anzeigt bzw. aufgeklärt. Es ist also schwierig, festzustellen, inwieweit die Anzahl der Dealer und der Konsumenten real gestiegen ist – oder ob einfach mehr auffliegen. Langs Einschätzung zufolge handelt es sich um eine Mischung.
Einen Anstieg um 12,8 Prozent verzeichnete das Kriminalamt über die letzten zehn Jahre bei sogenannten fremden Tatverdächtigen, also jenen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft. Insgesamt machten 2015 fremde Tatverdächtige 34,1 Prozent der Angezeigten aus. Sieht man sich die Nationalitäten der fremden Tatverdächtigen genauer an, stehen an der Spitze Nigeria (1344 Anzeigen), Deutschland (865) und Serbien (813). Während als Verbrechen jene Mengen klassifiziert werden, die auf eine organisierte Kriminalität hindeuten, ordnet man kleinere Mengen, die vermutlich zum Eigengebrauch bestimmt sind, als Vergehen ein. Schlüsselt man dies nach Nationalitäten auf, zeigt sich, dass Serben mit 227 Anzeigen bei den Verbrechen mit Abstand vorne liegen, gefolgt von Nigerianern (84) und Türken (65).
Unter den fremden Tatverdächtigen waren 36 Prozent Asylwerber. Einen Zusammenhang sieht Lang zwischen der Aufenthaltsdauer und dem Zeitpunkt der Straftat, die meist nach neun bis elf Monaten begangen werde. Ein negativer Asylbescheid sowie Perspektivlosigkeit könnten Auslöser für die Straftaten sein, das müsse aber noch genauer untersucht werden. Der Arbeitsmarktzugang für Asylwerber ist derzeit jedenfalls wieder Teil der politischen Debatten.
Ein Blick auf die Aufteilung der Substanzen verrät: Bei Kokainhandel stehen nigerianische Tatverdächtige an der Spitze, bei Heroin serbische. Aber: Cannabis ist, unabhängig der Nationalität der Tatverdächtigen, unangefochtener Spitzenreiter. Würde man hier über eine Entkriminalisierung nachdenken, hätte die Polizei freigespielte Ressourcen. Lang verweist diesbezüglich auf politische Entscheidungsträger: „Diese Diskussion findet über dem Kopf des Polizisten statt“.
Für 2016 will das BKA nur eine vorsichtige Prognose abgeben; vermutlich wird sich der Trend fortsetzen. Mit dem neuen Suchtmittelgesetz, welches bei Dealen im öffentlichen Raum eine Strafandrohung bis zu drei Jahren vorsieht, habe man jedenfalls mehr Möglichkeiten zur Verfügung.