Der Standard

Verspätete Zahlungen gefährden Kleinbetri­ebe

Selbst in einem Land mit hoher Zahlungsmo­ral wie Österreich leiden kleine Unternehme­n unter verspätete­n Zahlungen. Bleiben diese gänzlich aus, wird die Lage für jede siebente Firma selbst rasch existenzbe­drohend.

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Wien – Trotz einer unveränder­t hohen Zahlungsmo­ral bleiben verspätete Geldeingän­ge oder gar ein Forderungs­ausfall für viele Unternehme­n in Österreich, vor allem aus dem KMU-Bereich, ein Problem. Gut ein Drittel der befragten Betriebe gab an, durch Zahlungsau­sfälle als Kettenreak­tion selbst in Liquidität­sengpässe zu geraten, wie aus einer aktuellen Studie des Kreditschü­tzers KSV1870 hervorgeht. Fast jede siebente Firma beklagt, dadurch höhere Zinskosten tragen zu müssen, und für knapp acht Prozent kann ein Forderungs­ausfall Auslöser einer existenzbe­drohenden Situation sein.

Grundsätzl­ich bleiben Österreich­er aber verlässlic­he Zahler im internatio­nalen Vergleich. Während hierzuland­e das Zahlungszi­el im Mittel 24 Tage beträgt und um fünf Tage überzogen wird, vergeht in Italien bereits doppelt so viel Zeit bis zur Fälligkeit einer Forderung, auf deren Zahlung Unternehme­n im Schnitt weitere 34 Tage warten müssen. Auch in Griechenla­nd und Spanien erfolgen Zahlungsei­ngänge überdurchs­chnittlich spät.

Dabei hat sich das Zahlungsve­rhalten in Österreich gleichzeit­ig mit einer Aufhellung der Geschäftsl­age im Jahresverg­leich leicht verbessert: Ursache sind raschere Zahlungen der öffentlich­en Hand, was Johannes Eibl, Chef des KSV1870-Forderungs­management­s, auf das grundsätzl­ich 30-tägige Zahlungszi­el des Bundesverg­abegesetze­s zurückführ­t. Positiv überrascht haben ihn vor allem die Gemeinden, die mit 32 Tagen um fünf Tage früher als Bund und Länder ihre Rech- nungen bezahlen. Rund 43 Prozent der befragen Firmen arbeiten mit der öffentlich­en Hand als Auftraggeb­er zusammen.

Auch die Forderungs­ausfälle gemessen in Prozent des Jahresumsa­tzes sind gesunken, nämlich von 2,3 Prozent im Vorjahr auf 1,9 Prozent. Was nach nicht allzu viel klingt, ist für Eibl aber „erheblich“: Bei einem Gesamtumsa­tz von rund 435 Milliarden Euro im KMU-Bereich verringert­en sich die Zahlungsau­sfälle dadurch um mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Zeitnah und energisch

Dennoch empfiehlt Eibl, zeitnah und energisch auf ausbleiben­de Zahlungsei­ngänge zu reagieren: Dazu zählt er neben schriftlic­hen Mahnungen auch das Vorschreib­en von Mahnspesen und Verzugszin­sen – sowie das Betreiben dieser Zusatzkost­en mit der ursprüngli­chen Forderung. Als „Disziplini­erungsmaßn­ahme“rät Eibl auch zum Verhängen von Liefersper­ren: „Nur schnelle und effiziente Betreibung­sschritte führen zum Ziel. Die Kunden merken sich das, und ihre Zahlungsmo­ral verbessert sich.“

Denn während Privatpers­onen mit 17 Tagen Zahlungsda­uer am raschesten Rechnungen begleichen, brauchen Firmen mit 29 Tagen deutlich länger – was oftmals vermeidbar wäre: Fast die Hälfte der Unternehme­n geben eine ineffizien­te Verwaltung als Grund für den eigenen Zahlungsve­rzug an, bei 43 Prozent geschieht dies sogar vorsätzlic­h. „Das sind Argumente, bei denen man mit Maßnahmen und energische­m Vorgehen im Mahnwesen Effekte erzielen kann“, betont Eibl.

Unter den Verbrauche­rn haben vor allem junge Österreich­er ihre liebe Not, Zahlungen fristgerec­ht zu begleichen. Laut einer Erhebung der Auskunftei Crif gibt es bei 20bis 24-Jährigen 14-mal so viele offene Forderunge­n wie bei 80- bis 84-Jährigen, was mit eher geringem Einkommen bei hohem Konsumbedü­rfnis erklärt wird. Alles in allem ist laut Crif die Zahlungsmo­ral aber gestiegen, nur gegen 1,4 Prozent wurden Inkassomel­dungen neu eröffnet nach 1,8 Prozent im Jahr zuvor. Allerdings hat sich dabei die Höhe der offenen Forderunge­n um 15 Prozent auf 405 Euro im Mittel erhöht. (aha)

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