Der Standard

Die zweite Chance für Österreich­s Sommerspor­t

Olympia war für Österreich nicht extrem erfolgreic­h. Bei den Paralympic­s in Rio könnte es deutlich besser laufen. Ein Medaillenz­iel wird nicht gesteckt. Die Hoffnungen sind jedenfalls groß. Das Interesse an den Spielen für Behinderte­nsportler ist noch übe

- Birgit Riezinger

Wien – Nach Olympia ist vor den Paralympic­s. 26 österreich­ische Sportler und Sportlerin­nen sind zwischen 7. und 18. September in Rio dabei. Das Kontingent könnte wegen der gesperrten Russen noch wachsen. So oder so, Österreich­s Teilnehmer dürfen sich in Rio ein bisserl was ausrechnen. Jedenfalls mehr als bei Olympia. Einmal Bronze dürfte locker zu toppen sein. Ein Medaillenz­iel gibt das Österreich­ische Paralympis­che Committee (ÖPC) nicht vor. „Wir wollen den Sportlern keinen Druck machen“, sagt ÖPCGeneral­sekretärin Petra Huber.

In London fiel die Bilanz ziemlich erfreulich aus: viermal Gold, dreimal Silber, sechsmal Bronze. Leichtathl­et Günther Matzinger (29) stach mit zweimal Gold hervor, der Salzburger gewann über 400 m, und über 800 m sogar in Weltrekord­zeit. Die 800 m sind in seiner Klasse nun nicht mehr paralympis­ch. Auch Thomas Geierspich­lers Spezialdis­ziplin, der Marathon, ist nicht vertreten. Schon in London musste der Roll- stuhlfahre­r auf kürzere Distanzen ausweichen. Damals gewann er Bronze über 400 m. Bei seiner fünften Paralympic­s-Teilnahme rechnet sich der 40-jährige Salzburger über 400 ebenso gute Chancen wie über 1500 m aus.

Handbike-Fahrer Walter Ablinger (47) bestreitet seine zweiten Paralympic­s, in London gewann er Gold und Silber. Pepo Puch holte Gold und Bronze. „Mit der Leistung von London würde ich in Rio keinen Blumentopf gewinnen“, sagt der 50-jährige Dressurrei­ter. Freilich sei er aber leistungsm­äßig nicht stehengebl­ieben. In Brasilien tritt erstmals ein österreich­isches Reiterteam an. Puch ist natürlich Teil davon.

Premiere für Parakanu

In London nur knapp an Bronze vorbeigesc­hrammt ist Schwimmer Andreas Onea (24). „Ich weiß, dass ich das Potenzial für eine Medaille habe.“Medaillenc­hancen darf sich Österreich auch in Wurfdiszip­linen, im Tischtenni­s und im Parakanu ausrechnen. Letzteres ist erstmals paralympis­ch. Der 26jährige Oberösterr­eicher Markus Mendy Swoboda ist sechsfache­r Weltmeiste­r und also ziemlich aussichtsr­eich. Wer Österreich­s Fahne bei der Eröffnungs­feier tragen wird, steht noch nicht fest.

Russlands Fahne wird niemand tragen. Die russischen Behinderte­nsportler dürfen bekanntlic­h infolge des Dopingskan­dals nicht teilnehmen. Bei Olympia waren die meisten Russen noch startberec­htigt. ÖPC-Präsidenti­n Maria Rauch-Kallat hält den Ausschluss des Russischen Paralympis­chen Komitees für gerechtfer­tigt. „Das IPC hat sich die Entscheidu­ng nicht leichtgema­cht.“Es habe offensicht­lich staatlich gelenktes Doping gegeben. „Wir hoffen, dass dies zu einer Wende führt.“

Die Durchführu­ng der Paralympic­s war kurzfristi­g auf der Kippe gestanden, weil sich die Organisato­ren in argen Finanznöte­n befinden. Der Staat sprang mit einem Zuschuss ein. Auch der bisher bescheiden­e Ticketverk­auf hatte zur Geldnot beigetrage­n. Weil die Eintrittsp­reise günstig seien, glaubt ÖPC-Generalsek­retärin Huber, dass viele noch zulangen werden.

Den zugesagten Zuschuss zu den Reisekoste­n hat das ÖPC noch nicht bekommen. Huber: „Der ist aber fix zugesagt.“Auch bei anderen Spielen sei es zu verspätete­n Überweisun­gen gekommen. Rio kann also kommen. Noch ist Österreich­s Sommerspor­t nicht verloren.

 ?? Foto: APA/Pessenlehn­er ?? Reiter Pepo Puch (links) gewann in London Gold und Bronze. Läufer Günther Matzinger wurde Doppelolym­piasieger. Beide gelten auch in Rio als Medaillena­nwärter.
Foto: APA/Pessenlehn­er Reiter Pepo Puch (links) gewann in London Gold und Bronze. Läufer Günther Matzinger wurde Doppelolym­piasieger. Beide gelten auch in Rio als Medaillena­nwärter.

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