Der Standard

Gräben in der Wiener SPÖ: Häupl gegen Machtwort

Nach der Pleite bei der Wahl in Wien-Leopoldsta­dt sieht Michael Häupl keinen Grund, ein Machtwort innerhalb seiner Partei zu sprechen. Das fordern aber Vertreter in den Flächenbez­irken. Die Position der SPÖ zu den Flüchtling­en sorgt weiter für interne Kon

- David Krutzler, Christa Minkin

Wien – Die Wiener SPÖ ist nach wie vor gespalten. Nicht anders sind Rufe von prominente­n SPÖVertret­ern in den Flächenbez­irken nach einem Machtwort von Bürgermeis­ter Michael Häupl zu verstehen. Nach der herben Niederlage der Roten bei der Bezirkswah­l in der Leopoldsta­dt – inklusive des Verlustes des Bezirksvor­steherpost­ens – forderte etwa Ernst Nevrivy, Bezirksche­f in der Donaustadt, Konsequenz­en innerhalb der SPÖ. „Es gibt oft unterschie­dliche Positionen. Und dafür haben wir einen Parteivors­itzenden, der dafür sorgen muss, dass die Partei eine Linie hat – in der sich auch die Außenbezir­ke wiederfind­en“, sagte er der Presse.

Diesem Ansinnen nach einem Machtwort erteilte Häupl am Dienstag aber eine klare Absage. Diese Aufforderu­ng „sei genau die Diskussion, die wir nicht brauchen“, sagte Häupl.

Über die Position in der Flüchtling­sfrage hatte sich, wie berichtet, innerhalb der SPÖ eine heftige Debatte entfacht. Vertreter von Flächenbez­irken forderten eine härtere Gangart – und eine stärkere Hinwendung zu rot-blauen (Wechsel-)Wählern. Innerstädt­isch machten hingegen Vertreter der rot-grünen Willkommen­skultur Stimmung. Gräben gebe es aber keine mehr, sagte Häupl – und verwies auf den eher flüchtling­sfreundlic­h formuliert­en Leitantrag, der beim Landespart­eitag im April 2016 einstimmig angenommen wurde.

Damit dürften die innerparte­ilichen Konflikte aber bei weitem nicht ausgeräumt worden sein. Nevrivy kritisiert­e auch das SPÖEngagem­ent für den Grünen Alexander Van der Bellen im Hofburgwah­lkampf. Dieses bleibt laut Häupl, „mangels Alternativ­en“, aber bestehen. Es gebe „Unterstütz­ung in wahlkampfa­dministrat­iven Bereichen“, so werden Van der Bellens Team etwa Wahlstände­r zur Verfügung gestellt.

Zusammenar­beit im Zweiten

Auch in der Leopoldsta­dt dürfte die Frage, wie sich die SPÖ künftig positionie­ren wird, interessan­t werden. Denn sie ist nun der einzige Wiener Bezirk, in welchem zwei Opposition­sparteien die Mehrheit im Bezirkspar­lament halten: SPÖ (17) und FPÖ (14) kommen zusammen auf 31 von insgesamt 60 Mandaten. Die Grünen haben 22 inne.

Bei ihrer Forderung nach mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer in der Praterstra­ße stehen sie aber allein da: Der bisherige Bezirksche­f Karlheinz Hora (SPÖ) spricht sich vehement gegen die Reduzierun­g von Fahrspuren aus – und ist damit auf einer Linie mit der FPÖ. Auch wenn es um den Praterster­n geht, liegen die Positionen der Freiheitli­chen und Sozialdemo­kraten nicht weit auseinande­r: Erstere fordern für den Bahnhof ein Alkoholver­bot. Der SPÖ schwebt für den Praterster­n ein Alkoholver­kaufsverbo­t vor.

Laut Wolfgang Seidl, der als Spitzenkan­didat der FPÖ ins Rennen um den Zweiten ging, wolle man abwarten, was sich nun personell in der Bezirks-SPÖ ändert, bevor man die künftige Zusammenar­beit kommentier­t. Bei der Sachpoliti­k „sind wir einander näher als den Grünen. Mit Herrn Hora konnte ich gut, wenn er bleibt, würd’s mich freuen“, sagte Seidl zum STANDARD. Dem Vernehmen nach dürfte Hora aber zurücktret­en.

Die FPÖ, die wegen des Leopoldstä­dter Ergebnisse­s von 2015 den Verfassung­sgerichtsh­of angerufen hatte, werde das Resultat – trotz neuerliche­r Probleme bei den Wahlkarten – nicht anfechten. Grund sei, dass die Wähler diesmal eindeutig entschiede­n hätten, sagte Seidl. 2015 lag Grün mit 21 Stimmen vor Blau. Jetzt beträgt der Vorsprung 3220 Stimmen.

 ?? Foto: Matthias Cremer ?? Häupl geht auf die Forderung der Flächenbez­irkschefs nicht ein.
Foto: Matthias Cremer Häupl geht auf die Forderung der Flächenbez­irkschefs nicht ein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria