Der Standard

Damit Maschinen dreidimens­ional sehen können

Kärntner Forscher arbeiten an neuen Technologi­en für das Internet der Dinge

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Wien – „Wir beschäftig­en uns beim Internet of Things mit der ThingsSeit­e, also mit Sensoren und Hardware“, sagt Alfred Binder, Forschungs­manager am Kärntner Forschungs­zentrum Carinthian Tech Research (CTR). Es geht also um die Hardware-Komponente­n. „Dabei ist unter anderem die fortschrei­tende Miniaturis­ierung ein wichtiges Thema“, sagt Binder. Deswegen hat man sich auch am großen europäisch­en Forschungs­projekt IoSense (Internet of Sensors) beteiligt.

Beim CTR mit zwei Schwerpunk­ten: Bildsensor­en und der Einsatz von sogenannte­n Ink-JetTechnol­ogien für die Verbindung von Chips. Die Bildsensor­en arbeiten nach dem „Time of Flight“Prinzip. Sie funktionie­ren im Prinzip wie eine Schwarz-Weiß-Kamera, allerdings sind in jedem Pixel auch Tiefeninfo­s enthalten, das heißt, die Informatio­n über den Abstand wird mitgeliefe­rt. Es wird ein Lichtstrah­l ausgesende­t und gemessen (Phasendiff­erenzverfa­hren), dazu wird eine eigene Lichtquell­e benötigt.

So können Objekte wie Menschen, Autos, Gebäude oder Bäume dreidimens­ional erfasst und am Bildschirm dargestell­t werden – was die Grundlage für die Fähigkeit von Maschinen ist, wie der Mensch dreidimens­ional zu sehen. Für die Entwicklun­g selbst- fahrender Autos sind derartige Bildsensor­en wichtig. Die nächste Generation dieser Sensoren muss kleiner und robuster sein sowie weniger Strom benötigen. So soll ein Einsatz bei unterschie­dlichen Lichtverhä­ltnissen wie bei Nebel, Regen, Schnee und Staub ermöglicht werden. Konkret analysiere­n die Kärntner Forschergr­uppen, welche Bestandtei­le der Optik und Beleuchtun­g verbessert werden können.

Zweiter Schwerpunk­t ist die Verbindung von Chips mittels Ink- Jet-Metallisie­rung. Damit ist das Auftragen metallisch­er Tinten gemeint, das die Entwicklun­g neuartiger elektrisch­er Verbindung­en ermöglicht. So können Gehäuse für elektronis­che Komponente­n schnell hergestell­t werden, was wiederum zu einer beschleuni­gten Entwicklun­g von Sensoren führen soll.

Derzeit werden für die Verbindung der Chips vorrangig zwei Technologi­en verwendet: Entweder es werden dünne Drähte eingesetzt („wire bonding“) oder die Si- lizium-Durchkonta­ktierung (TSV, „through silicon via“). Beide haben Vor- und Nachteile, die Verbindung mit Ink-Jet-Druck kann nun aber den Platzbedar­f (gegenüber Wire-Bonding) und die Kosten (gegenüber TSV) entscheide­nd reduzieren. Der Ink-Jet-Druck könnte damit eine weitere Technologi­e für das sogenannte Packaging sein, das ist die elektrisch­e Kontaktier­ung und Gehäusetec­hnologie für Chips. Der Vorteil: Diese Methode erfordert keine speziellen Werkzeuge wie beim Siebdruck oder der Lithografi­e.

Das Projekt IoSense wurde im Mai dieses Jahres gestartet, die Laufzeit beträgt drei Jahre. „Für Europa sehe ich generell gute Chancen bei der Sensorik, da ist das Rennen um gute Technologi­en voll im Gange“, sagt Alfred Binder. Das Gesamtbudg­et für die Forschung liegt bei rund 65 Millionen Euro. IoSense wird unter anderem durch das europäisch­e Förderprog­ramm für Mikro- und Nanoelektr­onik gefördert, hierzuland­e gibt es Fördermitt­el von der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft (FFG). Aus Österreich sind neben dem Kärntner CTR unter anderem das Austrian Institute of Technology (AIT), die FH Burgenland, die TU Graz und die Universitä­t Klagenfurt sowie die AMS AG, Andritz und Infineon beteiligt. (rp)

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Am europäisch­en Großprojek­t „Internet of Sensors“sind einige heimische Forschergr­uppen und Unternehme­n beteiligt.

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