Der Standard

Japan konservier­t Stillstand

Nur in „sehr beschränkt­em Umfang“habe Japans expansive Geldpoliti­k bisher Wirkung entfaltet, meint ein Ökonom. Ein Kurswechse­l dürfte aber dennoch ausbleiben.

-

Tokio – Japans Wirtschaft schwächelt – und das trotz jahrelange­r aggressive­r Geldpoliti­k. Das Land leidet unter akutem Arbeitskrä­ftemangel, auch wegen der Überalteru­ng der Gesellscha­ft. Gepaart mit der geringen Inflation und der sinkenden Nachfrage im In- wie im Ausland ergibt das eine wirtschaft­liche Stagnation. Der Bank von Japan (BoJ) droht zudem die geldpoliti­sche Munition auszugehen.

Mit Spannung wird deshalb der Ausgang zweitägige­r Beratungen der Bank of Japan am Mittwoch erwartet. Seit drei Jahren schießt die Zentralban­k aus allen Rohren, kauft massenweis­e Staatsanle­ihen und hat die Geldmenge stark ausgeweite­t, um eine Deflation zu verhindern und höhere Nachfrage zu schaffen. „Das hat jedoch nur in sehr beschränkt­em Umfang funktionie­rt“, urteilt Martin Schulz, Ökonom beim Fujitsu Research Institute in Tokio.

Die niedrige Inflation führt die BoJ im Wesentlich­en auf die weltweit gesunkenen Energiepre­ise sowie auf die günstigen Importe durch den wieder stärkeren Yen zurück. Doch die starke Währung sorgt mit dafür, dass der für das Land wichtige Export schwächelt. „Die Zukunftsau­ssichten werden von den Haushalten wie von den Unternehme­n nach wie vor sehr skeptisch gesehen“, erklärt Schulz. Investiert werde deshalb lieber in ausländisc­hen Wachs- tumsmärkte­n sowie in Bereichen, wo man angesichts der geringen Binnennach­frage weiter Kosten einsparen kann.

Japans Notenbanke­r haben zu einer umfassende­n Überprüfun­g ihrer gesamten Politikstr­ategie und der Resultate ihres bisherigen geldpoliti­schen Kurses ausgeholt. Es wird viel spekuliert, eines gilt aber als ziemlich wahrschein­lich – dass die BoJ zu einer verhältnis­mäßig positiven Einschätzu­ng ihrer Politik kommen wird. Schließlic­h steht die Börse relativ stabil da, der Immobilien­markt ist gewachsen, der Arbeitsmar­kt leergefegt, die Löhne sind gestiegen, wenn auch langsam.

Manche Ökonomen wie Schulz gehen daher davon aus, dass die Zentralban­k keinen Bedarf an großen Kursänderu­ngen sehen wird. Ein baldiges Ende der expansiven Geldpoliti­k ist jedenfalls nicht in Sicht. (APA, dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Austria