Der Standard

Die leere Halle, Gerüchte und Kritik

Jene Wiener Sport-und-Fun-Halle, in der Flüchtling­e untergebra­cht waren, soll Anfang 2017 wieder ihrem eigentlich­en Zweck zugeführt werden. Größere Pläne gehen sich nicht aus. Die Stadt wird wegen Reinigungs­und Renovierun­gskosten beim Bund vorstellig werd

- Fritz Neumann

Wien – Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft, garantiert am 24. Dezember, vielleicht schon am 4. Doch im September gibt es nichts geschenkt. Der Leichtathl­etik-Trainer Wilhelm Lilge hatte kürzlich die Vision, die „Sport-und-Fun-Halle“hinter dem Dusika-Stadion am Rande des Wiener Praters könnte „die Basis für ein perfekt gelegenes Leistungss­portzentru­m Wien oder einen Olympiastü­tzpunkt Wien“bilden. Das wird sich nicht ausgehen, obwohl laut Lilge nur „vergleichs­weise ganz geringer Aufwand“nötig wäre. Woran es mangelt, beantworte­t er sich selbst – am „Wollen der politisch Verantwort­lichen“und an der „Kooperatio­n der Verbände“.

In der MA 51, im Wiener Sportamt also, schließt man Investitio­nen derzeit eher kategorisc­h aus. Man sei bemüht, so ist zu hören, mit den vorhandene­n Mitteln den laufenden Betrieb der städtische­n Sportanlag­en aufrechtzu­erhalten. Von diesem Betrieb war die Sportund-Fun-Halle im zweiten Bezirk seit September 2015 ausgenomme­n, sie diente Flüchtling­en als Notquartie­r, aus der geplanten Übergangs- wurde eine Dauerlösun­g für knapp ein Jahr. Betrieben wurde das Quartier vom Arbeiter Samariter Bund, dieser hat kürzlich, am 8. September, ein kleines Abschiedsf­est veranstalt­et. Die Halle wird nicht mehr als Unterkunft benötigt, und im Sportamt geht man davon aus, dass dies dauerhaft so bleibt.

Bis Ende September soll die Halle, in der schon jetzt weite Flächen freistehen, völlig geräumt sein. Nach der Schlüsselü­bergabe durch den Arbeiter Samariter Bund ist laut MA 51 eine Grundreini­gung samt Desinfizie­rung vorgesehen. Erhoben wird, welche Renovierun­gsarbeiten nötig sind. Anfang Oktober soll es also einen Zeitplan zur Wiedereröf­fnung geben, laut Sportamt geht man von einem Termin Anfang 2017 aus. Die Halle werde „in gewohnter Weise dem Breitenspo­rt zur Verfügung stehen“. Das inkludiert Flächen für Inline-Hockey, Basketball, Fußball, Tischtenni­s, Badminton, Beachvolle­yball, ein Fitnesscen­ter, eine Laufbahn und eine Anlage für Hammerwerf­er. Früher verzeichne­te die Halle in der Woche mehr als tausend Besuche von Hobbysport­lern, also 60.000 Besuche im Jahr. An Vormittage­n nutzten Volksschul­en aus der Umgebung das Sport-undFun-Angebot.

So soll es bald wieder sein. Gerüchte, dass zwischen der Stadt und dem Arbeitersa­mariterbun­d ein Streit über Reinigungs- und Renovierun­gskosten entbrannt ist, werden vom Sportamt dementiert. Offizielle Lesart: „Die Kosten werden vorerst durch die Stadt getragen, werden aber im Zuge der Abrechnung­en zur Unterbring­ung von Schutzsuch­enden dem Bund vorgelegt.“Nach ersten Schätzunge­n ist von mehreren 100.000 Euro auszugehen.

Jene größeren Hobbytrupp­en, die bis September 2015 in der Sport-und-Fun-Halle speziell Inline Hockey, Fußball und Basketball spielten, sollten davon ausgehen können, dass wieder – oder noch immer — die gewohnten Spielzeite­n für sie reserviert sind. Etliche fühlten sich von der MA51 nicht ausreichen­d informiert, ganz abgesehen davon, dass be- reits geleistete Vorauszahl­ungen für die Platzmiete nicht rückerstat­tet wurden.

Dass die Halle überhaupt abgerissen wird, um Platz für Wohnbauten zu schaffen, ist derzeit jedenfalls kein Thema. Etliche größere Bauvorhabe­n in der Gegend sind nach derzeitige­m Stand zumindest aufgeschob­en. Wilhelm Lilge, der Leichtathl­etiktraine­r, ist mit der Sportstätt­ensituatio­n im Prater dennoch nicht zufrieden. Süffisant erklärt er, er würde gerne eine Führung durch bestehende „Krafttrain­ingsräume“im Dusikastad­ion, im HappelStad­ion und im Leichtathl­etikzentru­m organisier­en und den „Physiother­apieraum“im LAZentrum herzeigen. Dieser sei durch ein Türschild gekennzeic­hnet. „Aber dahinter verbirgt sich ein halbleerer Lagerraum.“

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Foto: sportundfu­n.at Nach gut einjährige­r Pause werden in der Halle hinter dem Dusikastad­ion bald wieder Körbe verteilt.

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