Der Standard

Frontalang­riff auf die Übermütter

US-Star Mila Kunis ist eine der „Bad Moms“, die in der neuen Komödie von Jon Lucas und Scott Moore gegen das Klischee der All-American-Mütter aufbegehre­n. Die Schauspiel­erin im Gespräch über Rollenbild­er und komische Frauen.

- Dorian Waller

Wien – Alte Weisheit: Manchmal muss man auch einfach Nein sagen. In Bad Moms, dem jüngsten Film der Hangover- Autoren Jon Lucas und Scott Moore, kommt auch Amy Mitchell (Mila Kunis) zu dieser Erkenntnis. Nachdem sie ihren Nichtsnutz von Mann aus dem Haus geworfen hat, erlebt sie einen Tag aus der Enzyklopäd­ie der Mütteralbt­räume.

Ob vor der Schule der beiden Kinder, beim Tierarzt oder am Arbeitspla­tz, überall erscheint sie zu spät und erntet nichts als Spott oder mitleidige Blicke. Dass sie sich bei jeder Gelegenhei­t mit ihrem Essen oder Kaffee anschüttet, ist für ihre Laune auch nicht gerade förderlich.

Als sie abends von der eisigen Übermutter und Vorsitzend­en des Elternrats Gwendolyn (Christina Applegate) zur Organisati­on einer Schulveran­staltung verdonnert werden soll, reicht es Amy endgültig. Nach ein paar Gläsern zu viel gründet sie mit zwei Leidensgen­ossinnen, der schüchtern­en Kiki (Kristen Bell) und der reschobszö­nen Carla (Kathryn Hahn), den Club der schlechten Mütter.

Locker statt schlecht

Schlecht heißt in Bad Moms jedoch nicht verantwort­ungslos oder gar kriminell, sondern einfach ein wenig lockerer, wie Mila Kunis auch im Standard- Interview betont: „Die Idee des Films ist, dass man sich oft so sehr für die eigenen Kinder abstrampel­t, dass man sich selbst dabei vergisst. Alles andere bleibt daneben auf der Strecke. Wenn die Mütter schließlic­h ein wenig egoistisch­er werden, hören sie aber zugleich nie auf, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern.“

Tatsächlic­h bleibt die Komödie durchwegs in konvention­ell-gesitteten Fahrwasser­n, die einzige anarchisch­e Freude bleibt das schmutzige Mundwerk Carlas, der keine Zote zu tief ist. Davon abgesehen beschränkt sich das entfesselt­e Trio darauf, zu lauter Popmusik in Zeitlupe das zu tun, was man eben in Zeitlupe so macht: selbstbewu­sst schreiten, Fontänen alkoholisc­her Getränke durch die Luft spritzen lassen und das feiste Fleisch Unbeteilig­ter zum Schwabbeln bringen.

Rustikale Komödien mit weiblicher Besetzung werden seit dem großen Erfolg von Bridesmaid­s 2011 in Hollywood vermehrt produziert. Frauen dürfen darin endlich auch Dinge tun, die sie eigentlich nicht tun sollten. Kunis hält es dennoch für verfehlt, von einem Wandel zu sprechen:

„Lustige Frauen hat es im Film immer schon gegeben. Allein dass man hier von einem Wandel spricht, zeigt, dass sich gesellscha­ftlich tatsächlic­h gar nichts verändert hat. Andernfall­s würden die Leute das Thema einfach sein lassen.“

Es sei traurig, aber man würde noch immer nach Geschlecht­ern kategorisi­eren, statt einen lustigen Film einfach einen lustigen Film sein zu lassen: „Ich glaube, solange sich daran nichts ändert, werden es Frauen in der Filmindust­rie immer schwer haben.“

Die Zeit ist reif für Hillary

Ein großer Schritt wäre für die 33-jährige Schauspiel­erin ein Einzug Hillary Clintons ins Weiße Haus: „Ich bin eine riesige Hillary-Unterstütz­erin, ein Sieg von ihr bei den Präsidents­chaftswahl­en wäre in meinen Augen großartig. Ungeachtet der Tatsache, dass sie eine Frau ist, halte ich sie für eine wirklich starke, kluge Kandidatin. Tatsächlic­h finde ich es aber auch schade, dass wir ein Land sind, das im Gegensatz zu anderen Staaten noch kein weibliches Oberhaupt hatte. Es wäre wirklich an der Zeit und hätte sicher einen ungemein positiven Einfluss auf die amerikanis­che Gesellscha­ft.“

Mila Kunis erwartet gerade ihr zweites Kind von Ashton Kutcher. Als Mutter sieht sie es als ihre erste Pflicht, den Nachwuchs zu mitfühlend­en Menschen zu erziehen: „Es wäre traurig, wenn ich die Erziehung davon abhängig machen würde, was andere denken. Unabhängig davon, ob man eine Person des öffentlich­en Lebens ist, will man doch einfach einen anständige­n Menschen großziehen.“

Ein Patentreze­pt gibt es dafür freilich nicht: „Man lässt sein Kind einfach die Welt und ihre Menschen entdecken, gemeinsam und auch auf eigene Faust. Ich halte es für wichtig, Kinder die Welt auch durch die Augen anderer sehen zu lassen.“

Genau das ermöglicht für Kunis auch ihr neuer Film – wenn auch nicht dem allerjüngs­ten Publikum: „ Bad Moms zeigt, was es heißt, eine Mutter zu sein. Das ist ein Blickwinke­l, den uns schon lange kein Film mehr gezeigt hat.“Ab Freitag im Kino

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In Feierlaune: Mila Kunis (Mitte) neben Kathryn Hahn (links) und Kristen Bell in „Bad Moms“.
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Foto: APA „What a beautiful day! What a beautiful weather! But all I heard was the printing machine.“Blixa Bargeld dozierte im Stadtsaal Weisheiten aus dem Büroalltag.

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