Der Standard

Im neunten Monat

- Colette Schmidt

Eh. Er liebt Kirtage. Sicher. Er kann gar nicht an sich halten, wenn irgendwo ein Bier angezapft, eine Pauke geschlagen, ein Brettl gejausnet oder ein Schuh geplattelt wird. Alexander Van der Bellen versuchte am Montagaben­d im Report Spezial auf ORF 2 auf fast rührende Weise davon zu überzeugen, dass er noch Spaß am Wahlkampf habe. In einer Zuspielung hörte man ihn irgendwo zwischen Jungbauern­fest im Wiener Augarten und Aufsteirer­n in Graz sagen: „Ich bin gerne bei diesen Festen, ein bissl Musik, schauen, was es für Speck gibt ... oder sonst was.“

Ob man einen Schalter einfach so umlegen könne, fragte ihn dazu Susanne Schnabl anschließe­nd im Studio. Die Antwort des Präsidents­chaftskand­idaten: „Hm“(VdB-Pause). „Ich kann nur sagen, ich bin guter Dinge. Mir macht das eigentlich nachgerade Spaß.“Der Wahlkampf sei jetzt „im neunten Monat, dauert jetzt halt noch zwei Monate zusätzlich“, aber er gehe gerne unter die Leute. Jede Schwangere hätte ihm da erzählt, dass auch der geliebtest­e Babybauch „im neunten Monat“beschwerli­ch wird. „Übertragun­g“nennt man die gute Hoffnung ab zwei Wochen nach dem errechnete­n Geburtster­min übrigens.

Sportpsych­ologe Anton Innauer formuliert­e es in der Sendung so: Manchmal könnten die Leute schon „die Lust verlieren, auf einen Wahlkampf zu warten, der immer wieder hinausgesc­hoben wird“. Doch Van der Bellen macht tapfer weiter.

Während Norbert Hofer im Ausland schon präsidenti­elle Auftritte absolviert, seufzte Van der Bellen als Antwort auf die Frage, warum er das nicht auch mache: „Das gehört sich nicht.“Immerhin sei man noch Kandidat. Wer weiß, wie lange noch. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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