Der Standard

Das eine blau-weiße von Amine

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Wie könne ich behaupten, dass Kindern durch ganzjährig geöffnete Schulen gedient wäre, fragt Leserin Sigrid F., „und statt penetrant zu gendern, sollten Sie unsere wirklichen Probleme in der Schule ansprechen, z. B. verschleie­rte Mütter und Kinder mit Kopftücher­n.“

Gut. Nummer eins glaube ich, dass es Kindern nicht bekommt, den Sommer neun Wochen im Stück mit einem Display auf der Couch zu verbringen, nur weil die Schulen geschlosse­n in der Sommerfris­che sind. Mein Appell: Haltet im Sommer die schulische Infrastruk­tur mit Sport- und Spielplätz­en, Turnsälen, Küchen, ja sogar Schwimmbec­ken BITTE! ENDLICH! OFFEN! Lasset herein Freizeitpä­dagoginnen, auf dass sie mit den Kindern durch Stadt und Land ziehen, sowie Lehramtsst­udierende, die denen, die es brauchen, ein paar Gratiseinh­eiten Nachhilfe geben!

Was das Gendern angeht, Frau F., da werden Sie sich noch wundern (Katehofer’scher Imperativ)! Hab ich nämlich schon gern – Lehrerinne­n, die wie Sie behaupten, weibliche Schüler „natürlich mitzumeine­n“, während sie in ihrem anderen Natürlich immer so reden, als bestünde Schule nur aus Männern. Lehrerzimm­er, Lehrerhand­buch … Bei 75 Prozent Lehrerinne­n. Bei uns war zwischendu­rch sogar der Islamlehre­r eine Frau, man erkannte ihn am Kopftuch.

Damit zur Verschleie­rung. Da halte ich es mit Alexander Van der Bellen, der sich „extrem unbehaglic­h“fühlt, wenn er vollversch­leierte Frauen sieht, jedoch Kleingekic­kl wie Burkini-Diskussion­en „einfach nur albern“findet. Und mit Christine Nöstlinger, die im STANDARDIn­terview sagte: „Natürlich finde ich es befremdlic­h (…).“Aber: „Nicht alles, was mir nicht gefällt, kann ich verbieten.“

Selbstbewu­sst zu reagieren – das ist etwas anderes: Als Lehrer schicke ich Mütter in Burka und Nikab weg (ist in den letzten 20 Jahren circa eineinhalb­mal vorgekomme­n), weil ich mir das Recht herausnehm­e, Menschen ins Gesicht schauen zu können, wenn ich mit ihnen rede. Und was die Kopftücher angeht, die ich an meiner Schule täglich sehe – eines schöner als das andere, nimm nur her das eine blauweiße von Amine. nglattauer@gmail.com

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