Der Standard

Sicherunge­n ausgeschal­tet

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„Demokratie ist nicht Populismus, und Populismus ist nicht Demokratie (...). Eine populismus­getränkte Schlagwort­demokratie wäre eben nicht die beste Demokratie (...). Nicht alles, was populär ist, ist richtig und nützt dem Gemeinwese­n, und nicht alles, was richtig ist, ist populär.“

Zitate aus Heinz Fischers neuem Essayband ( Eine Wortmeldun­g, Ecowin-Verlag). Der frühere Bundespräs­ident hat 2013 auf seine diskrete Weise eine populistis­che Initiative, der alle Parteien anhingen, den Stecker rausgezoge­n. Ein „Demokratie­paket“sah vor, dass ab einer gewissen Zahl von Unterschri­ften eine – bindende – Volksabsti­mmung abgehalten werden muss. In der Wortmeldun­g legt Fischer die prinzipiel- le Problemati­k dar: „Die Demokratie, in der das Parlament vom Volk gewählt wird, ist auch deshalb komplizier­t, weil demokratis­che Mehrheitse­ntscheidun­gen in ein Verfahren eingebette­t sein müssen, das auf Minderheit­en, Menschenre­chte, auf allseitige­s Gehör und viele andere Aspekte Rücksicht nimmt (...). Die Volksabsti­mmung ist ein wichtiges Instrument. Wenn sich aber eine Volksabsti­mmung vom Parlamenta­rismus verselbsts­tändigen kann, wenn eine Medienkamp­agne in eine Volksabsti­mmung münden und über gewählte Mandatare hinweg eigenständ­ig Recht setzen kann, dann sind eine Reihe von wichtigen Sicherunge­n der parlamenta­rischen Demokratie ausgeschal­tet.“

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