Der Standard

Um ein paar Euro

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Es tut gut, hier und da einmal praktische, pragmatisc­he Vernunft in der Politik zu erleben. Das war Dienstagab­end im ORF- Report der Fall, als Moderatori­n Susanne Schnabl den Präsidente­n des Gemeindebu­ndes, Helmut Mödlhammer, zum Thema bezahlte Beschäftig­ung für Asylwerber interviewt­e.

Vorsichtig, aber deutlich ging Mödlhammer zu seinen Parteikoll­egen von der ÖVP (Innenminis­ter Wolfgang Sobotka und Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl) auf Distanz. Die wollen den Asylwerber­n für gemeinnütz­ige Tätigkeite­n sehr wenig oder nichts zahlen. Wenige Tage vorher hatten sich die Asylrefere­nten der Länder auf fünf Euro geeinigt. Dann schoss Sobotka plötzlich quer. Im Hintergrun­d trat die Gewerkscha­ft als Bedenkentr­ägerin auf, Sozialmini­ster Alois Stöger wand sich vor der TV-Kamera.

Die derzeitige­n fünf Euro pro Stunde (höchstens zehn Stunden pro Woche) seien ein „Taschengel­d für dringend notwendige Dienste“in den Gemeinden, sagte Mödlhammer.

Anders formuliert: Die Asylwerber machen Arbeiten, die sonst kaum jemand mehr machen will: gärtnern, Laub rechen, Gehsteige reinigen, diverse Hilfsdiens­te. Sie nehmen damit praktisch niemandem einen Arbeitspla­tz weg, verdienen etwas und haben etwas zu tun. Das könnte übrigens auch für Private gelten, die Arbeiten haben, die sonst niemand macht. Aber pragmatisc­he Vernunft ist derzeit großflächi­g ausgeschal­tet.

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