Der Standard

Böhmermann nennt Affäre einen „großen, traurigen Witz“

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Berlin – Nach der Einstellun­g der Ermittlung­en gegen Jan Böhmermann wegen dessen „Schmähgedi­chts“über den türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan hat sich der ZDF-Moderator am Mittwoch via Facebook selbst zu Wort gemeldet. In einem Videoauftr­itt bezeichnet­e er das „Theater um die Böhmermann-Affäre“als „großen, traurigen Witz“.

Während es ihm freistehe, sich zur Causa zu äußern, säßen in der Türkei Journalist­en „ohne Chance auf einen fairen Prozess“in Haft“. Böhmermann: „Das ist scheiße, und genau darum geht es.“Er verwies darauf, dass man sich in Deutschlan­d in puncto Meinungsfr­eiheit und Kunstfreih­eit „sicher fühlen kann“. Dies gelte „nicht nur für privilegie­rte Medienfuzz­is“wie ihn, sondern für alle Bürger. Er sagte auch: „Wenn ein Witz eine Staatskris­e auslösen kann, dann ist nicht der Witz das Problem, sondern der Staat.“

Gegen Böhmermann hatte die Staatsanwa­ltschaft zunächst wegen des Verdachts der Majestätsb­eleidigung ermittelt, nachdem ihr die deutsche Regierung dazu die Ermächtigu­ng erteilt hatte. Böhmermann betonte, er freue sich, „dass ich jetzt rausgehen und Witze zu jedem Thema machen kann“. Er sang außerdem Always Look on the Bright Side of Life von Monty Python und Freiheit von Marius Müller Westernhag­en.

Mustafa Yeneroglu von der türkischen Regierungs­partei AKP nannte die Einstellun­g der Ermittlung­en einen „Skandal“. Die SPD fordert die sofortige Abschaffun­g des Paragrafen 103 im Strafgeset­zbuch, da Majestätsb­eleidigung als Straftat ein „Relikt aus dem vorletzten Jahrhunder­t“sei. (bau)

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