Der Standard

Heta: Versichere­r beruhigten Schelling

Wiener Städtische soll besseres Angebot ausgeschla­gen haben – Assekuranz verneint politische­n Druck

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Wien – Das Heta-Umtauschan­gebot ist durch, und Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling freut sich über den aus seiner Sicht gelungenen Deal. Doch insbesonde­re die klare Zustimmung der Gläubiger, die nachrangig­e Anleihen halten, gibt Rätsel auf. Sie werden immerhin um 55 Prozent gestutzt, was angesichts der Kärntner Haftung und damit voller Absicherun­g der Forderung doch einem heftigen Schnitt gleichkomm­t.

Wie berichtet soll sich Schelling mit der Weltbank einen gewichtige­n Partner ins Boot geholt haben. Doch auch andere größere Investoren haben dem Angebot zugestimmt, darunter mehrere österreich­ische Versicheru­ngen. Wurde da politische­r Druck ausgeübt, wie einige Insider meinen? Nein, versichert ein Sprecher der Vienna Insurance Group (VIG), die 55 Mio. Euro an Nachrang- Bonds hält. „Es gab in keinster Weise politische Interventi­onen.“

Allerdings hat die Assekuranz Erklärungs­bedarf, zumindest aus Sicht eines Beteiligte­n. Dem Standard liegt ein Angebot eines Investors an die VIG vor. Dessen Inhalt: Der Interessen­t würde der VIG die Papiere „zu wirtschaft­lich besseren Konditione­n“abnehmen als vom Kärntner Zahlungsau­sgleichsfo­nds (KAF) offeriert. Der KAF führt die Transaktio­n durch und erhält dafür Kredite des Bundes sowie 1,2 Milliarden Euro vom Land Kärnten.

Ein entspreche­ndes Schreiben des Investors erging am 16. September an VIG-Chefin Elisabeth Stadler und Aufsichtsr­atspräside­nt Günter Geyer. Da keine Antwort erfolgte, wurden sie am 28. September noch einmal über das Interesse schriftlic­h unterricht­et. Der Investor schickte auch einen Anhang mit Vermögensw­erten mit. „Wie Sie daraus ersehen können, befinden sich allein in diesem Fonds genügend liquide Vermögensw­erte, um den Kauf kurzfristi­g abwickeln zu können“, versichert­e der Interessen­t. Zeit war für die VIG noch ausreichen­d vorhanden – die Frist zur Annahme des KAF-Offerts läuft bis diesen Freitag. Selbst wenn bereits eine Zusage an die Kärntner getätigt worden sei, könne diese „nach Auskunft der abwickelnd­en Citibank technisch widerrufen werden“, heißt es in dem Schreiben.

„Anders disponiert“

Am gleichen Tag dann folgte die Absage: Die VIG-Tochter Wiener Städtische teilte dem Rechtsvert­reter des Fonds in einem Zweizeiler mit, „dass wir bereits anders disponiert haben“. Für den Investor, der anonym bleiben will, kam die Absage überrasche­nd. Nach seinen Angaben sei schon im Juli Kontakt zur VIG aufgenomme­n worden. Und zwischen dem Gespräch und dem offizielle­n Schreiben sei die VIG noch einmal per E-Mail über die Kaufabsich­ten des Fonds unterricht­et worden. Aus seiner Sicht hat der Vorstand der Versicheru­ng „zum Nachteil der Aktionäre und Kunden entschiede­n“. Als Aktionär werde eine Strafanzei­ge wegen Verdachts der Untreue erwogen.

Die Vienna Insurance, für die und deren Organe selbstrede­nd die Unschuldsv­ermutung gilt, weist alle Vorwürfe entschiede­n zurück. Man habe das Schreiben bekommen, an die zuständige­n Stellen geleitet und eingehend geprüft, betont ein Sprecher. Das Angebot sei aber „nicht konkret“gewesen. Weshalb das Angebot des KAF angenommen wurde. (as)

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