Der Standard

„Datum“-Neustart von und für „Printaholi­cs“

Nach acht Monaten Pause erscheint das Monatsmaga­zin mit den langen Geschichte­n erstmals unter neuem Verlag. Chefredakt­eur Stefan Apfl fühlt sich auf der Luxusschie­ne wohl und erklärt Papier zum neuen Vinyl.

- Sebastian Fellner

Es herrscht nicht gähnende Leere im Datum- Büro, aber hektische Betriebsam­keit sieht anders aus. Dieser Tage ist naturgemäß nicht viel los im Altbaubüro in WienNeubau, das sich die Mannschaft hinter der Zeitschrif­t mit einer Designagen­tur teilt: Die erste Ausgabe nach der Neuübernah­me wird gerade gedruckt. Sie soll am Freitag bei den ersten Abonnenten, am Samstag am Kiosk sein.

Bis zum Andruck vergangene Woche habe es hier noch gewuselt, sagt Stefan Apfl, der neue Chefredakt­eur und Herausgebe­r von Datum. Er hat die Titelrecht­e am Heft und Abonnenten­kartei gekauft, als Vorbesitze­r Horst Pirker die Monatszeit­schrift loswerden wollte. Zu wenig „spitz“war die Datum- Zielgruppe dem News-Verlagsche­f für seinen privaten Verlag Medecco. Das war im Februar dieses Jahres.

Dann leistete Apfl der Zeitschrif­t erst einmal eine Pause. Denn das gesamte Unternehme­n dahinter musste neu aufgezogen werden – Verlag, Vertrieb, Redaktion. Miteigentü­mer wurden in Monopol Medien (The Gap, Biorama) und Alexander Zach, dem ehemaligen Chef des Liberalen Forums, heute Unternehme­nsberater gefunden. Auch das dauerte seine Zeit. Es war „eine strategisc­he Entscheidu­ng“, einen Verlag und einen Unternehme­nsberater mit an Bord zu haben, sagt Apfl.

Journalist­isch müsse freilich nichts neu aufgebaut werden, sagt Apfl: „ Datum hat zwölf Jahre journalist­isch funktionie­rt und elf ökonomisch“, es musste wirtschaft­lich neu aufgebaut werden. Nun sei das Projekt finanziell langfristi­g gesichert. Die Organisati­on der Redaktion bleibt die gleiche: Ein kleines Rumpfteam – Stefan Apfl und Chefin vom Dienst Patricia Käfer sind die einzigen „Fixen“in der Redaktion – koordinier­t das Heft, alles andere kommt von freien Mitarbeite­rn.

Eine Reihe kleinerer Änderungen gibt es dann an der journalist­ischen Front freilich doch: Manche Kolumnen fallen weg, neue kommen dazu (etwa ein Interviewf­ormat von FM4-Moderatori­n Claudia Unterweger); am Layout wurde noch ein bisschen gefeilt. Und man möchte bei der Recherche mehr als bisher auf Möglichkei­ten und Chancen fokussiere­n, sagt Apfl. „Constructi­ve Journalism“heißt der kleine Trend im Mediengesc­häft, der jetzt auch Datum erfasst hat.

Die Geschichte­n behalten laut Apfl ihre Länge und Tiefe, bekämen nun aber mehr Platz und „liebevolle­re Ausstattun­g“. Was früher auf acht Seiten Platz gehabt hat, braucht jetzt 14. Das heißt auch: Auf 98 Seiten, so dick bleibt Datum, passen nun weniger Geschichte­n.

Im Zentrum steht Papier

Dabei traut sich Apfl zu sagen, was sich andere Medienmach­er wohl nur insgeheim denken: Dass Online für ihn ziemlich zweitrangi­g ist: „Wir sind ‚Printaholi­cs‘.“Eine Website und Social-MediaPräse­nz werde es natürlich geben. Aber im Zentrum steht das Papier, denn das, sagt Apfl, sei das neue Vinyl. Wie die Schallplat­te werde es in der Nische sein Revival erleben: „ Datum ist ein Luxusprodu­kt.“So schaut es auch aus, inklusive des reduzierte­n Stils der Illustrati­onen, der auch nach dem Neustart beibehalte­n wurde. Inhaltlich wie grafisch wählte man das Süddeutsch­e Zeitung Magazin, das Zeit Magazin und den New Yorker als Vorbild, sagt Chefredakt­eur Apfl.

Der Besprechun­gsraum hat sich mit einer Handvoll Menschen gefüllt: Die Novemberau­sgabe will vorbereite­t werden. Langsam scheint es wieder betriebsam zu werden in der Datum- Redaktion.

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Das Cover der ersten „Datum“-Ausgabe nach der Pause.
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Foto: Ursula Röck Chefredakt­eur Stefan Apfl: „,Datum‘ ist ein Luxusprodu­kt.“

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