Der Standard

It’s the Faktenchec­k, stupid!

- Margarete Affenzelle­r

Schulhefte in Russland trugen schon vor fünfzehn Jahren das bunte, erhabene, sympathisc­he Konterfei des Staatspräs­identen. Vielleicht lernt es sich leichter, wenn man weiß, für wen. Der Stil der (russischen) Propaganda hat sich weiterentw­ickelt, wie Frontal 21 am Dienstagab­end im ZDF veranschau­lichte. Das Internet ist dabei das Alpha und Omega.

Ein elf Gigabyte großer Datensatz wurde geleakt und von einem Redakteurs­team ausgeforsc­ht. Er enthält E-Mails russischer Accounts mit aufschluss­reichen Informatio­nen über politische Strategien in der Ost-West-Politik. Wenige Male scheinen darin Klarnamen auf, wodurch sich das Rudiment eines Netzwerkes knüpfen lässt, das den Kreml mit den Medien und schließlic­h auch mit Bloggern verbindet.

Sogenannte Trolle, Frontal 21 bezeichnet sie martialisc­h als „Informatio­nskrieger“, verbreiten getarnt als „unabhängig­e Blogger“gezielt Falschmeld­ungen im Netz (z. B. „Kinder verhungern in Kiew“), um damit (antiwestli­che) Politik zu betreiben. Wichtige Schaltstel­le soll dabei das Zentrum für politische Konjunktur in Moskau sein. Wenig zimperlich­e Medien zitieren diese „Meldungen“und erheben sie damit in den Nachrichte­nstatus.

Das Kamerateam bekam – Respekt – einen Extroll vor die Kamera, der zugab, als „Informatio­nskrieger“den doppelten Lohn eines Redakteurs­gehalts verdient zu haben. Gut für ihn, schlecht für die Medienkons­umenten, die jedem Blödsinn ausgeliefe­rt sind. It’s the Faktenchec­k, stupid!

Den beherrscht Frontal 21. Das renommiert­e Magazin lässt sich in diesen Belangen nicht lumpen. Eine Sendung kostet nach ZDF-Angaben deshalb auch 110.000 Euro. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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