Der Standard

KOPF DES TAGES

Deutscher James Bond hat Ärger mit dem Geld

- Birgit Baumann

Das gibt es in deutschen Gerichten auch nicht alle Tage: Einem Mann wird wegen des Verdachts der Steuerhint­erziehung der Prozess gemacht, und in der Anklagesch­rift stehen vier verschiede­ne Namen: Werner Mauss alias Claus Möllner alias Dieter Koch alias Richard Nelson.

Aber 15 Millionen Euro an Steuern soll ja auch nicht irgendein reicher Unternehme­r hinterzoge­n haben, sondern Werner Mauss, jener Mann, der als „deutscher James Bond“bekannt wurde. Der Prozessauf­takt dieser Tage bescherte der Öffentlich­keit eine echte Rarität, nämlich ein aktuelles Foto des 76-Jährigen.

Selbiges eignet sich auch gut zur Illustrati­on der CDU-Spendenaff­äre in Rheinland-Pfalz. Auch da ist Mauss involviert – und wie beim Steuerproz­ess geht es weniger um die geheimnisv­olle Welt der Agenten als vielmehr um die Niederunge­n deutscher Gesetze.

Mauss wird 1940 in Essen geboren, als 20-Jähriger gründet er mit seiner ersten Frau eine Detektei. Zunächst ist er für private Auftraggeb­er tätig, doch rasch werden Industrie und Versicheru­ngswirtsch­aft auf ihn aufmerksam. Er verdient so gut, dass er sich bald ein Privatflug­zeug leisten kann.

Auch die Polizei ist von seinen Einsätzen angetan und setzt ihn für ihre Dienste ein. 1969 arbeitet Mauss bereits für das Bundeskrim­inalamt. „Institutio­n M“wird er dort genannt, seine Einsätze, erzählt er einmal, begannen immer dort, wo sich der Staat „nicht die Finger dreckig machen wollte“. Welche Erfolge genau auf sein Konto gehen, ist unklar. Mauss selbst erklärt, er sei weltweit an der Festnahme von rund 2000 Kriminelle­n beteiligt gewesen und habe 43 Geiseln das Leben gerettet. Es sollen auch „große Fische“dabei gewesen sein. 1976 findet er den geflohenen RAF-Terroriste­n Rolf Pohle in Griechenla­nd und klärt den Raub des Kölner Domschatze­s auf.

1978 trennt sich das BKA jedoch von Mauss. Immer größer war dessen Ego geworden, immer höher seine Spesenford­erung. Doch der Agent findet Ersatz, auch der Bundesnach­richtendie­nst und der Verfassung­sschutz kommen in den folgenden Jahren gern auf seine Dienste zurück.

Im Jahr 2000 beendet die rot-grüne Bundesregi­erung dann die Zusammenar­beit mit dem unscheinba­ren, grauhaarig­en Mann, der immer alleine im Einsatz ist und einmal erklärt hat: „Ich kämpfe gegen Tod und Teufel.“Seine Maxime lautet: „Kein Alkohol, kaum Nikotin, viel Disziplin – und vor allem keine Weibergesc­hichten.“

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Foto: AFP/Fassbender Ex-Agent Werner Mauss steht vor Gericht und bringt die CDU in Nöte.

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