Der Standard

Hürden auf dem Weg zum Abschluss

Studierend­e stehen oft vor organisato­rischen Problemen bei ihrem Studium

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Wien – Franz Wilding hat von Beginn an neben seinem Studium gearbeitet. Verzögerun­gen im Studium waren dadurch vorprogram­miert. Aus sechs Semestern wurden neun. Im Sommer hat der 25-Jährige aber sein Bachelorst­udium in Informatik abgeschlos­sen. Schon während des Studiums war Wilding klar, dass er nach dem Bachelor nicht den fachgleich­en Master anschließe­n, sondern auf Medieninfo­rmatik umsatteln möchte. Am Anfang des Sommerseme­sters war der junge Programmie­rer bereits bei der Studienabt­eilung, um sich über etwaige Auflagen zu informiere­n. „Mir wurde damals gesagt, der Umstieg sei kein Problem und ich müsse nichts machen“, berichtet Wilding. Als er im Juli sein Bachelorze­ugnis in den Händen hielt, sah die Situation anders aus: Die Prüfung der Zulassung würde ein paar Monate dauern. „Es hieß, dass ich im Herbst nicht mit dem Master beginnen kann“, sagt Wilding.

Anna Gerbers (Name von der Redaktion geändert) Studienlau­fbahn ist gespickt mit Erfahrunge­n wie dieser. Der Abschluss des Studiums scheiterte fast an einer falschen Auskunft: Obwohl ihr zugesicher­t wurde, dass sie ihr Forschungs­seminar für den letzten noch offenen Studienpla­npunkt anrechnen lassen könne, wurde ihr dies bei der Einreichun­g der Lehrverans­taltungen verweigert. Nach langem Hin und Her konnte eine Lösung gefunden werden. Als die Studentin dann vom Bachelor auf Lehramt wechseln wollte, musste sie wieder bei null beginnen. Trotz fertiger Diplomarbe­it hieß es für sie, eine „Einführung in das wissenscha­ftliche Arbeiten“zu besuchen. Schon bei ihrer Diplomarbe­it wurde sie auf die Probe gestellt: Ein Jahr habe ihre Betreuerin diese nicht gelesen, sagt Gerber.

Solche Geschichte­n kennt das Referat für Sozialpoli­tik der Österreich­ischen Hochschüle­rschaft (ÖH) gut. Nicht wenigen Betroffene­n entsteht dadurch auch ein finanziell­er Schaden, da sie durch die langen Wartezeite­n Beihilfen verlieren. Die Studentenv­ertretung engagierte deshalb einen Juristen, der die Studierend­en rechtlich unterstütz­t. Exemplaris­che Urteile gab es bereits: So hat ein Medizinstu­dent Schadenser­satz von der Uni erhalten, da diese nicht genügend Plätze in Seminaren anbot.

Probleme entstehen oft zu Beginn, etwa wenn es darum geht, welche Auflagen zu erfüllen sind, damit an ein Bachelorst­udium ein Masterstud­ium angeschlos­sen werden kann. Dafür gebe es kaum genormte Regelungen, kritisiert die ÖH. Die Studienpro­grammleitu­ngen prüfen meist im Detail, was Bewerber im Studium gemacht haben und ob das gleichwert­ig einzustufe­n sei. Das zerstöre laut ÖH die Idee der Bolognaref­orm, die die Durchlässi­gkeit der Studienric­htungen fördern sollte.

Hinderlich­e Regelung

Ein aktueller Streitpunk­t sind die Zulassungs­voraussetz­ungen für den Master in Betriebswi­rtschaftsl­ehre (BWL) sowie Internatio­nale BWL an der Uni Wien. Seit bereits einem Jahr nagt die Studienric­htungsvert­retung der Wirtschaft­swissensch­aften an einer für sie „hinderlich­en und übertriebe­nen“Regelung des Instituts, welche für jene Anwärter, die gerne einen Master in Betriebswi­rtschaftsl­ehre beginnen würden, einen Englisch-Nachweis auf dem Level C1 einfordert. Das Problem der Studentenv­ertreter: Das wird nur von jenen gefordert, die ihren Bachelor nicht an der Uni Wien absolviert haben, und das Studium wird als deutschspr­achiges angegeben – sogar das Deutsch-Niveau muss nur auf B2, einer darunterli­egenden Stufe, sein.

Die Auflagen von hauseigene­n und fremden Absolvente­n seien gleich, heißt es aus dem Rektorat der Uni Wien: „Das Erreichen des für den Master geforderte­n Sprachleve­ls ist im Studienpla­n des Bachelors an der Uni Wien vorgesehen.“Die Wirtschaft­swissensch­aften hätten eine starke internatio­nale Ausrichtun­g, andere müssten mit den hauseigene­n Absolvente­n gleichzieh­en. Auskunft über Auflagen und Anrechnung­en geben die lokalen Referate der Österreich­ischen Hochschüle­rschaft sowie die Studien-Service-Stellen der Fakultäten.

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