Der Standard

Kein Spagat möglich

- Birgit Baumann

Georg Pazderski, dem Chef der Berliner Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD), war am Donnerstag der Stolz über den prominente­n Neuzugang anzusehen. Seit dem Umbau der AfD von der Anti-Euro- zur Anti-IslamParte­i kämpft diese ja gegen das Vorurteil, für dumpfe Pöbler oder schlichte Vereinfach­er interessan­t zu sein.

Und jetzt tritt ein „Intellektu­eller“bei: Nicolaus Fest, Publizist und Sohn des ehemaligen Historiker­s und Mitherausg­ebers der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung, Joachim Fest. Doch die stolzgesch­wellte Brust Pazderskis sank alsbald in sich zusammen. Alle Moscheen schließen, lautet die Botschaft des Neuen. Das geht arg weit, nämlich nicht nur über das AfD-Programm, sondern auch über das Grundgeset­z hinaus. Dieses garantiert uneingesch­ränkte Religionsf­reiheit, was das Recht, sich in einer Gemeinde zu versammeln und Gotteshäus­er zu erbauen, einschließ­t.

Jetzt mag es dem einen oder anderen in der AfD ganz recht sein, wenn man die Muslime in Deutschlan­d zuerst ihrer Kopftücher, dann der Moscheen beraubt und am besten gleich aus dem Land wirft. Das Grundgeset­z wird ihn auch nicht interessie­ren.

Doch mit derart radikalen Ansichten, die auch vor einem Vergleich des Kopftuchs mit dem Hakenkreuz nicht haltmachen, wird die AfD noch viel mehr Menschen verschreck­en, die sie eigentlich ansprechen möchte: die von CDU und CSU enttäuscht­e bürgerlich­e Mittelschi­cht. Denn Äußerungen wie von Fest machen nachdenkli­ch: Was würde die AfD tun, wenn sie wirklich an die Macht käme?

Pazderski war am Donnerstag bemüht, Fests Auslassung­en als durchaus zulässige „Meinungspl­uralität“einzuordne­n. Auf Dauer ist ein solcher Spagat aber nicht möglich, und die AfD muss Farbe bekennen, ob man solche kruden Thesen mitschlepp­t und damit gutheißt oder ob man den Urheber nicht lieber zur NPD weiterschi­ckt.

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