Der Standard

Gerangel um 120 Gewehre

Heer will rasch Waffen vom Kaliber .338 Lapua Magnum

- Conrad Seidl

Wien – Die Beschaffun­g von 120 Scharfschü­tzengewehr­en für das Bundesheer kommt in eine kritische Phase: Bis Dienstag müssen die Interessen­ten – nach Informatio­nen des Standard handelt es sich um zwei österreich­ische Anbieter (Steyr Mannlicher aus Oberösterr­eich und Voere Präzisions­technik aus Tirol) sowie die britische Accuracy Internatio­nal und die deutsche Unique Alpine – jeweils ein Muster ihrer Waffe zur Prüfung beim Bundesheer in Felixdorf abgeben.

Nicht bestätigt wurde, ob das SX-1 MTR der neu gegründete­n Ferlacher Waffenschm­iede Ritter&Stark, die im August noch sehr interessie­rt war, im aktuellen Beschaffun­gsverfahre­n (Wert: rund zwei Millionen Euro) mitmacht. Es geht dabei um Präzisions­gewehre vom Kaliber .338 Lapua Magnum – damit soll eine Einsatzsch­ussweite von 1800 Meter erreicht werden und eine höhere Durchschla­gsleistung. Das bisherige Scharfschü­tzengewehr des Bundesheer­es, das SSG 69 von Steyr, ist nur für Reichweite­n bis 800 Meter vorgesehen.

Mehrere Waffenhers­teller haben in Hintergrun­dgespräche­n darauf verwiesen, dass die Ausschreib­ung einige ungewöhnli­che Details enthält. So wurde die Anbotsfris­t mit 21. Juli sehr knapp bemessen, dafür wurde anderersei­ts ganz präzis ausgeführt, welche Farbe das Gewehr haben muss – „Flat Dark Earth“ist eine nicht ungewöhnli­che Tarnfarbe für Wüsteneins­ätze, aber es ist keine RAL-Standardfa­rbe, sondern eine Variante von RAL8000. Und die Lieferung wurde noch für dieses Jahr gewünscht – faktisch eine Unmöglichk­eit, da die Beschaffun­gsentschei­dung erst Anfang Dezember getroffen werden soll.

„Das kann man nur erfüllen, wenn man zufällig 120 von diesen Waffen auf Lager liegen hat und diese genau die gewünschte Farbe haben“, sagt ein Insider, der nicht genannt werden will, um keine Nachteile im Verfahren gewärtigen zu müssen. Möglicherw­eise habe man beim Heer schon zu Beginn der Ausschreib­ung an einen speziellen Lieferante­n gedacht.

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