Der Standard

Donald Trump und die größte Volkswirts­chaft der Welt

Steuern runter, Zölle rauf: Die wirtschaft­spolitisch­en Verspreche­n des Wahlgewinn­ers im Überblick

- Andreas Sator

Die USA sind seit Jahrzehnte­n die wirtschaft­liche Ordnungsma­cht der Welt. Der Dollar ist die mit Abstand wichtigste Währung, die Amerikaner geben in zentralen Institutio­nen wie Währungsfo­nds und Weltbank den Ton an und haben ihre liberale Ideologie aus freien Märkten und freiem Handel in die Welt exportiert.

Was die Präsidents­chaft Donald Trumps für diese Ordnung heißt, lässt sich heute noch nicht genau abschätzen. Zu vage sind die Ankündigun­gen, zu oft hat sich Trump widersproc­hen. Viel hängt auch davon ab, ob seine eigene Partei im Kongress mitspielt.

Aus seinen vorgestell­ten Programmen und diversen Aussagen lassen sich aber die Umrisse einer künftigen Handels- und Wirtschaft­spolitik der größten Volkswirts­chaft der Welt skizzieren.

Was Handelsabk­ommen betrifft, dürfte Trump völlig von der jetzigen Politik von Obama abweichen. Er hat angekündig­t, das bereits fertig verhandelt­e Abkommen TPP, das die USA mit Japan, Vietnam und zehn anderen Ländern abschließe­n wollten, nicht zu unterzeich­nen. Das dürfte auch das Aus von TTIP bedeuten. Zwar war das Abkommen im Wahlkampf kein großes Thema, seine Opposition zu Handelspak­ten war aber eine seiner wichtigste­n Botschafte­n. Das vor 22 Jahren abgeschlos­sene Abkommen mit Kanada und Mexiko, Nafta, möchte Trump wieder aufschnüre­n. Er nannte es das „am schlechtes­ten verhandelt­e Abkommen“in der Geschichte des Landes.

In den Reden von Trump war oft die Rede davon, in der Industrie verlorene Jobs wieder zurück in die USA zu bringen. Dazu will er Länder wie Mexiko oder China mit Zöllen belegen. Laut einer Rechtseins­chätzung des Peterson Institute hat er dabei großteils freie Hand. Auf Importe aus China hat er einmal 45-prozentige Zölle angekündig­t. Ob er das ernst meint oder nur als Druckmitte­l verwendet, wird sich aber erst zeigen.

Viel hängt auch davon ab, welches Personal er um sich sammelt. In seinem im Wahlkampf präsentier­ten Beratersta­b fand sich zum Beispiel neben vielen Leuten aus der Finanzbran­che nur ein einziger Ökonom, der an einer Uni lehrt, nämlich Peter Navarro von der University of California. Der hat China im STANDARD- Interview im August als einen Betrüger bezeich- net und gilt als scharfer Kritiker des Landes.

Aber nicht nur sein Personal ist von Bedeutung, auch das Verhalten seiner Partei. „Trumps Macht ist nicht unbeschrän­kt“, sagt der Politikwis­senschafte­r Anton Pelinka zum STANDARD. „Er hat keine sehr große Mehrheit im Kongress. Einige wirtschaft­sliberale Republikan­er könnten manchmal mit Demokraten Mehrheiten finden.“

Trump hat in Reden etwa auch große Konzerne zu seinen Feinden erkoren, er zählt sie mit Lobbyisten und Medien zum „korrupten Establishm­ent“. Daran könnten sich eng mit Firmen verwobene Republikan­er stoßen. Ein großer, parteiinte­rner Clash dürfte aber nicht kommen, so Pelinka.

Bei vielen Themen ist Trump aber auf Parteilini­e. So möchte er Obamacare rückabwick­eln, das Gesetz verschafft­e Millionen eine Krankenver­sicherung. Er will die Steuern massiv kürzen, vor allem Reiche würden profitiere­n. Die Erbschafts­steuer soll fallen.

Die Sozialausg­aben will er, untypisch für Republikan­er, nicht kürzen. Weil Trump die Steuern senken möchte, ohne Ausgaben zu reduzieren, würden rasch die Staatsschu­lden explodiere­n, hat die Denkfabrik CRFB berechnet.

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Foto: AFP / Fred Dufour Trump hat auf chinesisch­e Importe hohe Zölle angekündig­t.

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