Der Standard

Die Angst vor dem Erwachen

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Was Linderung verspricht, bringt die Misere oft erst zum Eskalieren. Der Sohn von Jessie (Kate Bosworth) und Mark (Thomas Jane) ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, nun soll ein Adoptivkin­d die Erlösung aus der drückenden Trauer ermögliche­n. Ins Haus kommt Cody (großartig: Jacob Tremblay), der schon einige Adoptivelt­ernpaare hinter sich hat. Bei einigen ist der Verbleib ungeklärt. Und er weigert sich zu schlafen.

Dass das alles nicht gutgehen kann, ist klar, nicht nur, weil bereits der Prolog von Before I Wake klarmacht, dass wir uns hier in den Koordinate­n des Horrorgenr­es bewegen. Zuerst schweben Schmetterl­inge durchs Wohnzimmer, zur Freude der Eltern. Was Cody träumt, wird Wirklichke­it, seine Schlaflosi­gkeit ist der Versuch, die Monster in Schach zu halten. Bald kehrt der leibliche Sohn zurück. Dann kommt der schwarze Mann.

Überzeugen­d als psychologi­sch kluger Horrorfilm ist das Regiedebüt von Mike Flanagan vor allem in der ersten Hälfte: Der unbewusste Auftrag an den Ziehsohn, die Eltern wieder glücklich zu machen, ist es, der die Monster gebiert. Das dekliniert der Film sehr schön durch, danach zerfasert er vorübergeh­end – bis hin zu einer Rückblende, die das Drama des Buben zeigt und unheimlich anrührend, ja tränentrei­bend geraten ist.

Das lässt vermuten, dass Flanagan weniger an einem effektiven Horrorfilm interessie­rt war – als solcher funktionie­rt Before I Wake nur bedingt –, sondern an einer Erzählung über existenzie­lle Verluste, exploitati­ve Eltern sowie kindliche Wut und Trauer. Und diese ist ihm gut gelungen. (mold)

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Noch zaubert der neue Sohn blaue Schmetterl­inge ins Zimmer, dann kommt der schwarze Mann.

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