PRESSESTIMMEN
Aus Kommentaren internationaler Tageszeitungen zum Sieg Trumps:
Zeitung : Gazeta Wyborcza
(Warschau) Trump muss der Welt als US-Präsident keine apokalyptische Katastrophe bringen. Aber leider bedeutet seine Wahl für die Welt, wie wir sie heute kennen, radikale Veränderungen zum Schlechten. Ein weiterer Stein fällt aus der Mauer der westlichen Stabilität. Wir wissen nicht, was für ein Präsident Trump sein wird, aber seine bisherigen Aussagen stimmen nicht optimistisch.
Zeitung : Liberation
(Paris) Schock. Donner. Und ein Schwindelgefühl angesichts der Idee, dass Trump in kaum zwei- einhalb Monaten seine Koffer im Weißen Haus abstellt. Mit einem außergewöhnlichen politischen Gespür begabt, hat Trump, ein ebenso visionäres wie unheilvolles Genie, mehr als irgendjemand sonst den Verdruss eines Teils Amerikas und dessen Abscheu gegen Washington und die Eliten erfasst, die Clintons Hoffnungen eine kalte Dusche verpasst haben.
Zeitung : NZZ
Und wieder einmal lagen die Umfragen falsch: Vor allem die weiße Unter- und Mittelschicht im nördlichen Industriegürtel des Mittleren Westens hat dem Außenseiter den Weg zum Erfolg geebnet. Es war eine Art Wiederholung des Brexit-Referendums in Großbritannien. Den Durchbruch schaffte Trump aber genau mit jener Wählerschaft, die er mit seinen provokativen, oft beleidigenden Aussagen direkt angesprochen hatte: die früher gewerkschaftlich linke, weiße Unter- und Mittelschicht, die sich von den Eliten in Washington, von der Wall Street und von der Demokratischen Partei verraten und verkauft fühlte und in Trump jene Figur sah, die ihrem Schmerz und ihrer Perspektivlosigkeit ein trotziges „Nein, wir verschwinden nicht einfach!“entgegenschleuderte.
Zeitung : Iswestija
(Moskau) Nicht nur für die Demokraten, sondern auch für einen Teil der republikanischen Führung galt ein Präsident Trump als die schlechtere Variante. Denn er fürchtet sich nicht, gegen das etablierte System anzugehen, und er sagt, was er denkt und nicht das, was konform ist. Aus genau diesem Grund haben in diesem Wahlkampf nicht nur die Anhänger Clintons gegen ihn gearbeitet.
Zeitung : Lidove noviny
(Prag) Wenn man unabhängige Medien zu Grundpfeilern einer Demokratie zählt, dann wirft die US-Wahlkampagne ernste Fragen auf. In Russland folgen die Medien politischen Aufträgen und unterliegen Druck und Zensur. Die meistgesehenen US-Nachrichtensender Fox News und CNN haben sich indes ganz freiwillig zu Geiseln Trumps gemacht. Dessen Show zog bei den Zuschauern, die Gewinne gingen nach oben, die übrigen Kandidaten gingen aber unter. Damit es keine Missverständnisse gibt: Im Unterschied zu Russland haben die USA eine funktionieren Demokratie. Doch ihr demokratisches Modell, das vor einem Vierteljahrhundert als „Ende der Geschichte“gerühmt wurde, steht heute mehr denn je unter Druck.
Zeitung : Guardian
(London) Wer hat Schuld? Diese Liste ist so lang. Sie reicht von der Republikanischen Partei über die Medien, die Meinungsforscher und Datenfreak, Clintons Wahlkampfteam bis zu Clinton selbst, die trotz all ihrer Stärken eine Kandidatin mit Makeln war. Man könnte sie alle verurteilen, aber wen kümmert das schon an einem solchen Tag? (red)