Der Standard

Starke Sprüche, wenig Plan

- Eric Frey

Unzufriede­nheit mit ihrer wirtschaft­liche Lage war für viele US-Wähler der stärkste Grund, Donald Trump ihre Stimme zu geben. Und am Erfolg seiner Wirtschaft­spolitik wird sich der nächste Präsident auch messen lassen müssen. Das Problem: Aus seinen Wahlkampfv­ersprechen lässt sich nicht herauslese­n, wohin der Immobilien­unternehme­r die größte Volkswirts­chaft der Welt tatsächlic­h führen wird.

Manches liegt auf der Hand: Da die Republikan­er nun alle Machtstell­en in Washington beherrsche­n, können sie die Steuern senken – und werden das auch vor allem für Spitzenver­diener tun. Trump verspricht außerdem ein riesiges Infrastruk­turprogram­m sowie eine Erhöhung der Rüstungsau­sgaben, will aber – anders als viele Parteifreu­nde – das staatliche Pensionspr­ogramm Social Security nicht anrühren. Wo er im Gegenzug einsparen wird, hat er nie verraten. Macht er seine Verspreche­n wahr, sind explodiere­nde Budgetdefi­zite und steigende Zinsen zu erwarten, die wiederum den Aufschwung bremsen könnten. Die Verdoppelu­ng des Wachstums, die Trump in Aussicht stellt, ist ohnehin völlig unrealisti­sch.

Schwierig wird auch die Rücknahme der Gesundheit­sreform Obamacare sein. Denn Millionen von ärmeren Bürgern ihre Krankenver­sicherung wegzunehme­n käme nicht gut an; und wie ein Ersatz aussehen soll, haben weder Trump noch andere Republikan­er je erklärt.

In der Handelspol­itik wird Trump das fertige pazifische Freihandel­sabkommen TPP sterben lassen und TTIP nicht weiterverf­olgen. Das ist verkraftba­r. Aber wenn er aus dem Nordamerik­apakt Nafta aussteigt, würden Millionen Jobs wackeln, lange bevor irgendein neuer geschaffen werden kann. Auch die von ihm angedrohte­n massiven Strafzölle gegen China und Mexiko würden ganze Industriez­weige erschütter­n und Verbrauche­rpreise in die Höhe treiben. Hier wird in der Trump-Präsidents­chaft wohl vieles Rhetorik bleiben, auch weil die Republikan­er im Kongress seinen Protektion­ismus nicht goutieren.

Trumps Wirtschaft­sprogramm ist genauso inkohärent wie seine Außenpolit­ik. Allerdings soll niemand darauf setzen, dass eine baldige Krise seine Popularitä­t oder gar die Präsidents­chaft beschädigt. Mit starken Sprüchen und Geldgesche­nken können Populisten auch eine gefährlich falsche Wirtschaft­spolitik gut verkaufen. Die Folgen der Trumponomi­cs werden die USA erst langfristi­g zu spüren bekommen.

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