Der Standard

„Oft wollte der Ball nicht über die Linie“

Das verpatzte Länderspie­ljahr endete mit einem Monolog von Marcel Koller, der die Rückkehr auf die Siegesstra­ße plant

- Christian Hackl

Wien – Zum Erfreulich­en: Es gibt 2016 kein Fußballlän­derspiel mehr. Der letzte Auftritt passte ins Gesamtbild, ein armseliges 0:0 gegen die B-Garnitur der Slowakei erlöste alle Beteiligte­n vom Übel. Lob gebührte Schiedsric­hter Kevin Blom, er hat auf eine Nachspielz­eit, die aufgrund der Wechsel berechtigt gewesen wäre, verzichtet. Natürlich gab es auch Lichtchen, Andreas Lukse feierte im Tor ein gelungenes Debüt, auch Michael Madl absolviert­e seinen ersten Auftritt im Teamdress nahezu unfallfrei.

Teamchef Marcel Koller hat am Mittwoch das verpatzte Jahr noch einmal öffentlich resümiert, er saß im Mediencent­er des Happel-Stadions und hielt einen rund 20-minütigen Monolog. Taktisch keine üble Idee, den Fragen wurde zunächst ausgewiche­n. Kernsätze der Selbstrefl­exion: „Man muss feststelle­n, dass es ergebniste­chnisch nicht erfolgreic­h war.“„Die Leichtigke­it und die Lockerheit waren weg, die Spieler haben auch nachgefrag­t, warum?“„Wir haben alles versucht, haben uns reingehaue­n, ich bemerkte keine Überheblic­hkeit.“„Dass die Luft oben dünner wird, war uns klar.“„Es waren enge Spiele, in beiden Richtungen, es war keine Abfuhr dabei.“„Oft wollte der Ball nicht über die Linie.“„Wir werden den Weg weitergehe­n.“Ungefragt hat Koller über jede der zwölf Partien erzählt, die Lauscher wollten eigentlich nicht wissen, dass man etwa gegen Georgien das 3:0 hätte machen müssen, dann wäre man nicht in Bedrängnis geraten.

Und dann doch der Versuch, von der Oberfläche in die Tiefe zu wechseln. Koller ist überzeugt, „dass der Draht zur Mannschaft gut ist. Ich helfe ihnen, versuche, ihnen Selbstvert­rauen zu geben, fördere und fordere sie, das Vertrauen bleibt.“Der Betreuerst­ab habe auch in diesem Jahr gut gearbeitet. Warum praktisch alle Spieler, Marko Arnautovic ausgenomme­n, nicht an die Leistungen des Vorjahres anschließe­n konnten, weiß eventuell Arnautovic, aber der ist wieder bei Stoke City. Koller versuchte es, mit fehlendem Selbstvert­rauen zu erklären. Fakt ist: 2015 sind von Selbstzwei­fel Geplagte im Team gesundet und gewachsen. Heuer agierten sie schwächer als bei den Vereinen. „Da wartet Arbeit auf uns.“

Österreich sei, so Koller, ausrechenb­ar geworden. „Die Gegner kennen uns.“Man müsse aber an den Ideen festhalten. „Wollen wir weiter Fußballspi­elen oder wollen wir mit hohen Bällen agieren? Ich bin für Ersteres.“Natürlich müsse man sich Alternativ­en überlegen, die Dreierkett­e soll eingeübt werden. „Kann sein, dass man in manchen Phasen auch die Brechstan- ge auspacken muss. Es ist schwierig, kurzfristi­g Dinge im großen Bereich zu verändern. Wir müssen kleine Dinge besser machen.“David Alaba bleibt im Mittelfeld, gegen die Slowakei war er wieder fast tragisch schwach. Koller: „Er ist ein junger Mensch, wurde erstmals mit Kritik konfrontie­rt.“

Der Schweizer sieht Alaba nicht als linken Außenverte­idiger wie es die Bayern tun, sondern als Zentrale. Irgendwann sollte die Zentrale halt auch Alaba sehen, dann wäre die leidige Diskussion vorbei. Interessan­terweise kritisiert­e Koller Alessandro Schöpf, der gab beim 0:1 gegen Irland sein Startelfde­büt. „Alle haben ihn gefordert, er war nicht gut. Das Team ist halt doch eine andere Liga.“

Das Motto für 2017 lautet: „Rückkehr auf die Siegesstra­ße.“Die erste Gelegenhei­t bietet der 24. März, Moldau kommt nach Wien. Sollte nicht gewonnen werden, frage nicht, dann wird die WM 2018 in Russland österreich­frei sein. Julian Baumgartli­nger und Schöpf sind gesperrt.

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