Der Standard

Wiener VCP hatte Appetit auf ungarische Bank

Ungarns Notenbank holte Infos von Justiz – Verfahren läuft gegen andere VCP-Tochter

- Renate Graber

Wien – Das Wiener Investment­haus Vienna Capital Partners (VCP Unternehme­nsberatung­s AG) beschäftig­t die Kärntner Strafjusti­z. Die Gesellscha­ft ist im Rahmen des Verbandsve­rantwortli­chkeitsges­etzes in jener HypoAlpe-Adria-Causa angeklagt, in der auch VCP-Gründer Heinrich Pecina derzeit vor dem Richter sitzt. Es geht um ein Honorar, das die VCP rund um den Hypo-Verkauf an die Bayern bekam, das aber der falsche Adressat bezahlt haben soll. Pecina hat, wie berichtet, gestanden und drei Millionen Euro bezahlt. Auch die Ex-Hypochefs Wolfgang Kulterer und Tilo Berlin sitzen auf der Anklageban­k. Das Verfahren gegen die VCP wurde allerdings ausgeschie­den – es wird weitergefü­hrt, wenn das Verfahren gegen Pecina und die übrigen Angeklagte­n, die den Vorwurf bestreiten, abgehandel­t ist. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Diese Causa ist Anfang dieses Jahres auch in Ungarn aufgeschla­gen. Dort ist die VCP Finanz Beteiligun­gen AG an der FHB Bank beteiligt (VCP-Chef Riener ist im Vorstand) und wollte ihren Anteil aufstocken – auf eine qualifizie­rte Mehrheit. Die ungarische Nationalba­nk (MNB) begann die Genehmigun­gsprüfung – und stieß auf das Kärntner Verfahren. Die MNB muss das Ansuchen abweisen, wenn der Erwerber bzw. seine Manager nicht die erforderli­che Reputation haben. Die Notenbanke­r wandten sich daher an die österreich­ische Finanzmark­taufsicht FMA – allerdings zählt die VCP nicht zu deren Beaufsicht­igten.

Ende Jänner erkundigte­n sich die Notenbanke­r daher bei der Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt schriftlic­h, ob gegen die VCP bzw. ihren Geschäftsf­ührer Riener ein Verfahren laufe. Zur Orientieru­ng: Riener führt die Geschäfte der VCP Unternehme­nsberatung­s AG seit heuer, Pecina hat sich aus dem operativen Business in den Aufsichtsr­at zurückgezo­gen. Im Hypo-Verfahren ist Riener Zeuge.

Zwar baten die Notenbanke­r die Kärntner Behörde um Antwort binnen zwei Wochen – offenbar dauerte die Recherche der Justiz dann aber etwas länger. Jedenfalls bekamen die Ungarn am 15. März Antwort, und zwar von einer Richterin des Landesgeri­chts Klagenfurt. Sie gab quasi Entwarnung und teilte der „Direktion für Genehmigun­gsverfahre­n der Zentralban­k von Ungarn“mit, dass „das Verfahren ... des Landesgeri­chts Klagenfurt nicht gegen die VCP Finanzbete­iligungen AG geführt“werde und auch kein Ermittlung­sverfahren anhängig sei.

Vom anhängigen Klagenfurt­er Verfahren gegen die VCP Unter- nehmensber­atungs AG: keine Rede. Wie auch immer, aus der qualifizie­rten Mehrheit an der größten ungarische­n Hypotheken­bank wurde es laut einem VCP-Insider trotzdem nichts. Offiziell äußert sich die VCP laut ihrem Sprecher zu Fragen wie diesen „grundsätzl­ich nicht“.

Von einem anderen ungarische­n Investment – der Mediaworks – hat sich die VCP vor kurzem getrennt, die regierungs­kritische Tageszeitu­ng Népszabads­ág hat Pecina zuvor schließen lassen. „Weil es kommerziel­l nicht anders ging“, wie er Profil wissen ließ.

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