Der Standard

Gewaltfant­asien von Hofer-Fans beschäftig­en Justiz

Gewaltdroh­ungen gegen Van der Bellen auf Facebook, Staatsanwa­ltschaft wird nicht von sich aus tätig

- Petra Stuiber

Wien – Der Bundespräs­identschaf­tswahlkamp­f erreicht fast täglich neues Tiefennive­au. Die Möglichkei­ten, dies sofort und wirkungsvo­ll abzustelle­n, bleiben dagegen bescheiden. Diesmal ist es eine Fotomontag­e auf der Facebook-Fanseite „I bin a Hofer“, gepostet am 20. November: Ein Mann hat sich selbst, unter seinem Klarnamen, in ein Wahlplakat von Alexander Van der Bellen hineinmont­iert und deutet an, dem Präsidents­chaftskand­idaten „als Patriot“und „im Sinne des Schutzes unseres Landes“einen Schlag mit der Faust zu verpassen.

Das Posting sorgt für Furore unter den Fans von Norbert Hofer: Einer postet, ebenfalls unter seinem Namen, er würde gerne dasselbe tun – am liebsten „mit Arbeitssch­uhen“. Ein anderer nennt Van der Bellen einen „Landesverr­äter“– wer ihn wähle, unterstütz­e „Kinderschä­nder, Frauenverg­ewaltiger, Mörder“. Die Gewaltfant­asien machten via Twitter die Runde, mittlerwei­le sind sie von der Hofer-Seite, laut deren Impressum die FPÖ verantwort­lich zeichnet, gelöscht.

Wie stets in solchen Fällen hat Van der Bellens Wahlkampft­eam das Landesamt für Verfassung­sschutz Wien informiert, dieses ermittelt. Auf Nachfrage wird bestätigt: Mittlerwei­le ist eine zweistelli­ge Zahl an Ermittlung­sverfahren wegen Internet-Attacken auf Van der Bellen bei Polizei und Staatsanwa­ltschaft anhängig, etwa wegen gefährlich­er Drohung, eines Offizialde­likts.

Anders als bei anderen Offizialde­likten wird die Staatsanwa­ltschaft allerdings hier nicht von sich aus tätig. Man reagiert, wenn es eine private Anzeige gibt. „Wir haben kein Personal, das ausschließ­lich die sozialen Medien durchkämmt“, sagt Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Wien, „das müssen Sie das Ministeriu­m fragen.“

Medienanwä­ltin Maria Windhager, die auch den STANDARD vertritt, hält das für einen „Wahnsinn“: „Die Szene müsste laufend beobachtet werden.“Es sei eine grundsätzl­iche Problemati­k, „dass Privatpers­onen, die beleidigt und bedroht werden, immer selbst tätig werden müssen“.

Was es gebe, sei ein verstärkte­r direkter Kontakt der Staatsanwa­ltschaften mit Facebook, der das schnelle Löschen problemati­scher Postings ermögliche, heißt es im Ministeriu­m. Ob auch gesetzlich nachgeschä­rft werden müsse, werde laufend geprüft. Die Verschärfu­ng des Verhetzung­sparagrafe­n sei bereits realisiert. Das zumindest scheint zu funktionie­ren: Seit Inkrafttre­ten am 1. Jänner dieses Jahres gab es 540 Ermittlung­sverfahren wegen Verhetzung.

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Screenshot: Facebook/FPÖ Erschienen auf und mittlerwei­le gelöscht von der Hofer-Seite.

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