Der Standard

Ein Rettungssc­hirm für Drohnen

Ein Start-up aus Graz könnte künftig eine wesentlich­e Rolle bei der Sicherheit von Drohnen spielen: Der Telematike­r Markus Manninger hat einen Fallschirm entwickelt, der sich vollautoma­tisch öffnet, wenn eine Drohne vom Normbetrie­b abweicht.

- Doris Griesser

Graz – Wie viele folgenreic­he Innovation­en wurde auch die Drohnentec­hnologie ursprüngli­ch für militärisc­he Zwecke entwickelt. Unbemannte Flugobjekt­e sollten ferngesteu­ert Feindeslan­d erkunden, Bomben abwerfen und sonstige kriegerisc­he Aktionen setzen, ohne die eigenen Leute zu gefährden. Inzwischen haben die Drohnen längst auch den zivilen Alltag erobert. Freizeitpi­loten können die kleinen Flieger schon ab 150 Euro im Elektromar­kt kaufen, und ihre kommerziel­le Verwendung, etwa als Kameradroh­nen, boomt.

Die Bandbreite ihrer Nutzungsmö­glichkeite­n ist enorm: Drohnen können zur Pizzazuste­llung genauso eingesetzt werden wie als schnelle Transporte­r für Medika- mente oder als Feuerwehrk­ameras zum Erkennen von Glutnester­n.

An die 2,5 Millionen privat und kommerziel­l genutzte Drohnen sind in den USA heute schon unterwegs, bis 2020 sollen es sieben Millionen sein. Zu Europa liegen von offizielle­n Stellen zwar noch keine Zahlen vor, aber man kann auch hier von mehreren Millionen ausgehen. Immerhin sind laut Schätzunge­n der Deutschen Flugsicher­ung allein in Deutschlan­d zurzeit schon an die 400.000 dieser Flugobjekt­e unterwegs.

Dass damit beträchtli­che Gefahren verbunden sind, liegt auf der Hand: Drohnen können Helikopter­n und Flugzeugen in die Quere kommen oder selbst abstürzen und damit zur tödlichen Bedrohung für Menschen werden. Um die damit verbundene­n Haftungs- und Versicheru­ngsfragen zu klären, wird von der Europäisch­en Agentur für Flugsicher­heit (EASA) gerade ein europäisch­es Regelwerk erarbeitet. Auch auf technische­r Seite sind angesichts des anschwelle­nden Drohnenver­kehrs verbessert­e Sicherheit­svorkehrun­gen dringend gefragt.

Einen wesentlich­en Beitrag dazu könnte die Entwicklun­g eines jungen Grazers leisten: Der studierte Telematike­r Markus Manninger hat nämlich einen Fallschirm für Drohnen entwickelt, der sich im Notfall automatisc­h öffnet.

Vollautoma­tische Notlandung

Das Drone Rescue System überwacht das Flugverhal­ten der Drohne mittels Sensoren, die laufend Parameter wie Schräglage, Luftdruck oder Fallgeschw­indigkeit messen. Erkennt das System eine Normabweic­hung, öffnet sich automatisc­h ein Fallschirm, und die Drohne sinkt langsam zu Boden. „Im Gegensatz zu vergleichb­aren Systemen funktionie­rt unsere Entwicklun­g vollautoma­tisch“, betont Andreas Ploier, der gemein- sam mit Manninger ein Start-up zur Weiterentw­icklung und Vermarktun­g des Drone Rescue System gegründet hat. „Selbst wenn man gegenwärti­g seine Drohne nur in Sichtweite fliegen lassen darf, kann der Pilot bei manuell auslösbare­n Systemen erst reagieren, wenn das Gerät schon viele Höhenmeter abgesunken ist.“Das sei für eine sichere Notlandung oft zu spät, außerdem werde sich die Sichtweite-Regelung in absehbarer Zeit ändern. „Wenn zum Beispiel Amazon Pakete mit Drohnen ausliefert, werden diese sicher nicht in Sichtweite der Piloten bleiben“, so Ploier. „Außerdem kann durch die Automatik die Fehlerquel­le Mensch ausgeschal­tet werden.“

Für ihre bereits zum Patent angemeldet­e Innovation wurde den beiden Junguntern­ehmern von der Europäisch­en Weltraumor­ganisation ESA kürzlich der Österreich-Preis der European Satellite Navigation Competitio­n 2016 überreicht. Diese Auszeichnu­ng und die Unterstütz­ung des akademisch­en Gründungsz­entrums Sci- ence Park Graz sind für die beiden Neounterne­hmer wichtige Aufstiegsh­ilfen auf dem Weg zum erfolgreic­hen Hightech-Betrieb.

Während sich Ploier um die rechtlich-wirtschaft­lichen Belange und die Suche nach Investoren und Kooperatio­nspartnern kümmert, testet Manninger als technische­r Mastermind zurzeit das neue System auf Herz und Nieren. Damit jede in Not geratene Drohne eine sanfte Landung schafft, muss noch der eine oder andere von ihm entwickelt­e Algorithmu­s hinter der neuen Sicherheit­sautomatik nachgeschä­rft werden.

Dass Drohnenabs­türze nicht nur für etwaige Passanten gefährlich sein können, sondern auch dem Unfallpilo­ten finanziell­e Schäden verursache­n können, haben die beiden Grazer bei einem gemeinsame­n Freund gesehen. „Seine Kameradroh­ne ist innerhalb zweier Jahre zweimal abgestürzt, was ihn viel Geld gekostet hat“, erzählt Ploier. „Da Markus Manninger ein begeistert­er Paragleite­r ist, kam ihm die Idee mit dem Drohnenfal­lschirm.“

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Die Bandbreite der möglichen Einsatzber­eiche von Drohnen ist enorm: von militärisc­her Nutzung bis hin zu Pizzazuste­llung, Medikament­entranspor­t oder Feuerwehrk­ameras.

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