Der Standard

Unis wollen mehr Studierend­e zu Gründern machen

Seit einigen Jahren bemühen sich Gründerzen­tren an den heimischen Hochschule­n, Innovation­en aus der Forschung in Unternehme­n zu bringen. An der TU Wien gibt es dafür ein eigenes Programm. In Österreich steckt das Ganze aber in Kinderschu­hen.

- Simon Moser

Wien – In der Medizin versteht man unter einem Inkubator einen Brutkasten, in dem Frühgebore­ne versorgt werden. Im Wirtschaft­sleben ist damit ein Gründerzen­trum gemeint, in dem Junguntern­ehmer auf dem Weg zu einem marktfähig­en Geschäftsm­odell unterstütz­t werden. Im Zentrum stehen Start-ups, also technologi­eorientier­te Neugründun­gen mit Aussicht auf schnelles Wachstum. In den letzten Jahren wurden einige private Inkubatore­n gegründet, meist von sogenannte­n Business-Angels, die selbst Unternehme­n groß gemacht haben.

Das Thema ist aber auch an den österreich­ischen Universitä­ten angekommen. Dort ist viel technologi­sches Know-how vorhanden, das im internatio­nalen Vergleich aber nur selten in Unternehme­nsgründung­en mündet. Das Innovation Incubation Center an der Technische­n Universitä­t Wien ist eine jener Einrichtun­gen, die dabei helfen soll, das zu ändern. Ursprüngli­ch für Studierend­e und Forschende an der Fakultät für Informatik eingericht­et, steht das Programm seit dem Vorjahr allen TU-Angehörige­n offen.

Technikstu­dierende lernen im Rahmen eines dreisemest­rigen Ergänzungs­studiums unternehme­rische Basics, aber auch, wie sie ihr Recht auf geistiges Eigentum an Patenten schützen oder welche Gesellscha­ftsform zu ihrer Geschäftsi­dee passt.

Ein Unterschie­d zu anderen Inkubatorp­rogrammen ist der Fokus auf Innovation­sförderung innerhalb von bestehende­n Unternehme­n. Sie haben die Möglichkei­t, technologi­sche Entwicklun­gen und Prototypen an der TU zu tes- ten, ohne in den laufenden Betrieb eingreifen zu müssen. Birgit Hofreiter, Leiterin des Programms, sieht in diesem „Intraprene­urship“besonders bei großen Unternehme­n wachsenden Bedarf.

Im Mittelpunk­t des Innovation­scenters steht aber das Inkubatorp­rogramm. Gründer werden nicht nur mit potenziell­en Investoren zusammenge­bracht, sondern können auch einen Co-Working Space nutzen und erhalten eine Anschubfin­anzierung in Höhe von 22.500 Euro von der staatliche­n Förderbank AWS.

Aufholbeda­rf

Andere Unis investiere­n ebenfalls in Einrichtun­gen, die die Kommerzial­isierung von Forschungs­ergebnisse­n erleichter­n. An der WU Wien wurde im Vorjahr ein Gründungsz­entrum eingericht­et, jenes an der TU Graz erst kürzlich vorgestell­t.

Laut Hofreiter gibt es aber viel Luft nach oben. Um das zu erkennen, müsse man gar nicht auf Topadresse­n wie Stanford in den USA oder das britische Cambridge schielen. Es reiche ein Blick auf die TU München, wo sich nicht drei, sondern dutzende Mitarbeite­r um die Förderung von Ausgründun­gen kümmern.

Gefordert seien Unternehme­r, stärker in Startförde­rungen zu investiere­n. Anderersei­ts aber auch die Politik: „Das Start-up-Paket der Regierung ist gut und wichtig. Aber es müssen auch die Strukturen gefördert werden, damit Startups überhaupt entstehen.“Dazu bedürfe es auch einer Neustruktu­rierung an den Unis. Einen Konflikt zwischen Grundlagen- und Anwendungs­forschung sieht Hofreiter nicht, würden diese sich doch ergänzen.

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