Unis wollen mehr Studierende zu Gründern machen
Seit einigen Jahren bemühen sich Gründerzentren an den heimischen Hochschulen, Innovationen aus der Forschung in Unternehmen zu bringen. An der TU Wien gibt es dafür ein eigenes Programm. In Österreich steckt das Ganze aber in Kinderschuhen.
Wien – In der Medizin versteht man unter einem Inkubator einen Brutkasten, in dem Frühgeborene versorgt werden. Im Wirtschaftsleben ist damit ein Gründerzentrum gemeint, in dem Jungunternehmer auf dem Weg zu einem marktfähigen Geschäftsmodell unterstützt werden. Im Zentrum stehen Start-ups, also technologieorientierte Neugründungen mit Aussicht auf schnelles Wachstum. In den letzten Jahren wurden einige private Inkubatoren gegründet, meist von sogenannten Business-Angels, die selbst Unternehmen groß gemacht haben.
Das Thema ist aber auch an den österreichischen Universitäten angekommen. Dort ist viel technologisches Know-how vorhanden, das im internationalen Vergleich aber nur selten in Unternehmensgründungen mündet. Das Innovation Incubation Center an der Technischen Universität Wien ist eine jener Einrichtungen, die dabei helfen soll, das zu ändern. Ursprünglich für Studierende und Forschende an der Fakultät für Informatik eingerichtet, steht das Programm seit dem Vorjahr allen TU-Angehörigen offen.
Technikstudierende lernen im Rahmen eines dreisemestrigen Ergänzungsstudiums unternehmerische Basics, aber auch, wie sie ihr Recht auf geistiges Eigentum an Patenten schützen oder welche Gesellschaftsform zu ihrer Geschäftsidee passt.
Ein Unterschied zu anderen Inkubatorprogrammen ist der Fokus auf Innovationsförderung innerhalb von bestehenden Unternehmen. Sie haben die Möglichkeit, technologische Entwicklungen und Prototypen an der TU zu tes- ten, ohne in den laufenden Betrieb eingreifen zu müssen. Birgit Hofreiter, Leiterin des Programms, sieht in diesem „Intrapreneurship“besonders bei großen Unternehmen wachsenden Bedarf.
Im Mittelpunkt des Innovationscenters steht aber das Inkubatorprogramm. Gründer werden nicht nur mit potenziellen Investoren zusammengebracht, sondern können auch einen Co-Working Space nutzen und erhalten eine Anschubfinanzierung in Höhe von 22.500 Euro von der staatlichen Förderbank AWS.
Aufholbedarf
Andere Unis investieren ebenfalls in Einrichtungen, die die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen erleichtern. An der WU Wien wurde im Vorjahr ein Gründungszentrum eingerichtet, jenes an der TU Graz erst kürzlich vorgestellt.
Laut Hofreiter gibt es aber viel Luft nach oben. Um das zu erkennen, müsse man gar nicht auf Topadressen wie Stanford in den USA oder das britische Cambridge schielen. Es reiche ein Blick auf die TU München, wo sich nicht drei, sondern dutzende Mitarbeiter um die Förderung von Ausgründungen kümmern.
Gefordert seien Unternehmer, stärker in Startförderungen zu investieren. Andererseits aber auch die Politik: „Das Start-up-Paket der Regierung ist gut und wichtig. Aber es müssen auch die Strukturen gefördert werden, damit Startups überhaupt entstehen.“Dazu bedürfe es auch einer Neustrukturierung an den Unis. Einen Konflikt zwischen Grundlagen- und Anwendungsforschung sieht Hofreiter nicht, würden diese sich doch ergänzen.