Der Standard

Es war einmal in Amerika

Da Jürgen Klinsmann als Trainer des US-Fußballtea­ms entlassen wurde, ist auch sein Assistent Andreas Herzog Geschichte. Der Wiener bilanziert ein „traumhafte­s Abenteuer“, das fünf Jahre gedauert hat. Herzog will künftig selbst Chef sein.

- Christian Hackl

Wien – Die Mechanisme­n des Fußballs greifen logischerw­eise auch in den USA. Der 48-jährige Andreas Herzog ist seit Montagaben­d Assistent von Jürgen Klinsmann gewesen, weil der Teamchef vom US-Verband gefeuert wurde. Der Deutsche hat Herzog angerufen, ihm das Unerfreuli­che mitgeteilt. „Es war klar, dass auch ich weg bin.“Verliert man in der WMQuali 1:2 gegen Mexiko und 0:4 in Costa Rica, „ist man schon während des Rückflugs auf einiges gefasst, fällt nicht aus den Wolken.“

Herzog ist wieder in Wien, der Jetlag liegt in den letzten Zügen. In den nächsten Tagen und Wochen möchte er sich sammeln und über seine Zukunft nachdenken. „Ohne Panik, in aller Ruhe.“Der Vertrag wäre bis 2018 gelaufen, über die Auszahlung werde man sicher nicht streiten. Die fünf Jahre in den USA seien „wunderbar“und „lehrreich“gewesen. „Ein traumhafte­s Abenteuer, das ich nicht missen möchte.“Das Verhältnis zu Klinsmann sei innig und von Respekt geprägt gewesen. „Wir waren und sind auf einer Linie. Ich will aber in der Öffentlich­keit nicht groß über ihn reden, das steht mir nicht zu.“

Als das Angebot Ende 2011 eintrudelt­e, hat Österreich­s Rekordinte­rnationale­r (103 Länderspie­le) sein selbstgege­benes Verspreche­n gebrochen. „Ich wollte nie wieder Co-Trainer sein.“Er wurde immer wieder als ÖFB-Teamchef gehandelt, geworden ist er es freilich nie. „Ich habe mich nicht selbst ins Spiel gebracht, ich wurde von anderen ins Spiel gebracht.“Also hat er sich von Klinsmann überzeugen lassen. „Er hat mir Verantwort­ung übertragen, ich durfte meine Ideen einbringen und selbststän­dig arbeiten, mich entfalten. Ich fühlte mich nicht als klassische­r zweiter Mann, wobei klar war, dass Klinsmann die Letztveran­twortung trägt.“

Fußball hat in den USA einen Schub erhalten, das Nationalte­am trug dazu bei. 2013 gewann es den Gold Cup, 2014 stand es bei der WM in Brasilien im Achtelfina­le, 2015 schaffte es das Semifinale der Copa America. „Ich bin auch überzeugt, dass wir uns für die WM in Russland qualifizie­rt hätten. Das können wir jetzt leider nicht mehr beweisen.“Es sei sinnlos, „sauer“oder „böse“zu sein. „Ich habe viel gelernt und mich als Persönlich­keit weiterentw­ickelt.“

Das Gelbe vom Ei

Herzog wartet auf Interessen­ten – wohl wissend, dass der Markt begrenzt ist. „Die Welt wartet nicht auf mich, ich werde kaum das Gelbe vom Ei bekommen. Ich will aber vernünftig arbeiten können.“Herzog ist kein Marktschre­ier, er möchte nicht über seine Philosophi­e schwadroni­eren. „Ich erkläre mich zum richtigen Zeitpunkt.“Ein Job bei einem Verein genieße Priorität. „In der täglichen Arbeit kann man mehr bewirken.“

Rund fünf Monate pro Jahr ist er in den USA gewesen. „Wie gesagt, es war aufregend. Ich habe Menschen kennengele­rnt, Freundscha­ften geschlosse­n, konnte Kontakte knüpfen.“Möglicherw­eise meldet sich ein heimischer Bun- desligaver­ein, Herzog wäre auch am Amt des Sportdirek­tors nicht völlig desinteres­siert. Er erneuerte das Verspreche­n, „kein Co-Trainer mehr zu sein. Diesmal falle ich höchstwahr­scheinlich nicht um.“Er lehnt es strikt ab, zum gefühlten zehnten Mal nicht ÖFB-Team- chef zu werden. Otto Rehhagel, sein früherer Trainer in Bremen und München, hat einmal sinngemäß gesagt: „Erfolg ist kurzfristi­g. Wichtig ist, dass dich die Leute auch 20 Jahre später noch sehen wollen.“Herzog sagt: „Das habe ich in den USA geschafft.“

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Andreas Herzog (links) und Jürgen Klinsmann sind in den USA Geschichte. Neuer Teamchef dürfte Bruce Arena werden.

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