Der Standard

Unwirtscha­ftlichkeit ist die beste Opposition

Deborah Hazlers performati­ves Symposium „The Inefficien­t Body – Anti-Capitalist Strategy“ist im Wuk zu erleben.

- Helmut Ploebst

Wien – Ineffizien­z ist weitaus fasziniere­nder als ihr Gegenteil – zumindest für die Wiener Choreograf­in Deborah Hazler. Und dafür hat sie gute Gründe, die sie ab kommendem Donnerstag im Wuk mit ihrer jüngsten Arbeit, dem Symposium „The Inefficien­t Body – Anti-Capitalist Strategy“, vorbringt.

Es ist wieder ein Versuch, sich der Rationalis­ierungswut der gegenwärti­gen globalen Wirtschaft­szivilisat­ion entgegenzu­stemmen. Ist das jetzt nur noch rührend, oder spricht es etwas an, das uns alle angeht? Der Kontext, in den Hazler eintaucht, spricht für sich. Denn effizient zu arbeiten klingt ja eigentlich vernünftig – aber kapitalist­ische Dynamiken führen bekanntlic­h gern auf Abwege oder enden mit Unfällen.

Der „Faktor Mensch“ist komplexer als Maschinen, weswegen dieser Faktor auch auf Biegen und Brechen durch Geräte ersetzt werden soll. Die Abschaffun­g des Körpers zugunsten von Apparature­n – das wäre ein Abweg. Wo der Mensch noch nicht zu beseitigen ist, wird er zunehmend in Zeit-Leistungs-Korsette gezwängt, die seine Outputs optimieren sollen.

Damit lassen sich die „Performanc­es“bestimmter Prozesse zwar besser darstellen, doch die Qualität der Arbeit sinkt – bei steigen- dem Risiko. Bekanntes Beispiel: Volkswagen wollte Supereffiz­ienz herbeischw­indeln und hat sich so in einen ökonomisch­en Super-GAU manövriert. Ein Musterbeis­piel dafür, wie kapitalist­ische Logik Ineffizien­z maximiert.

So etwas kommt halt sehr dumm rüber. Deborah Hazler ist da eindeutig besser. Während Volkswagen womöglich AfD-Wähler produziert, triggert das Symposium im Wuk das politische Gegenteil. Da geht der Körper intelligen­t als Idee vom Sand im Getriebe unmenschli­cher Maschinen ans künstleris­che Werk. Zusammen mit ihren Kolleginne­n Lyndsey Karr und Veronika Merklein stellt Hazler Ineffizien­z als Opposition vor – mit Performanc­es, Lectures und Diskussion­en an drei Tagen. Wuk, Saal, Foyer und Hof, 24. bis 26. 11., 20.00

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Veronika Merklein und Deborah Hazler (rechts): mit „The Inefficien­t Body – Anti-Capitalist Strategy. Ein Symposium“im Wuk.

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