Kofferreisende und Brautschauer
Als Koffer gilt dem Österreicher zuerst ein Trottel, der als solcher tituliert wird und erst nachgereiht als etwas, mit dem man auf Reisen geht. Ob Ian Fisher das bedacht oder gewusst hat, wissen wir nicht.
Koffer nennt er sein neues Album, es ist heuer schon sein zweites nach Nero, er muss sich also den Verdacht gefallen lassen, er sei ein Countrystreber. Denn Country ist, großzügig gedeutet, sein Metier. Und Koffer, das zeigt bereits das Cover, ist doch eine Chiffre für das Unterwegssein. On the road, wie man bei ihm zu Hause in Missouri sagt. Dort kommt er nämlich eigentlich her, aus dem Bible Belt, um in Europa, in Berlin und Wien, Redneckmusik zu spielen, Sachen gibt’s.
„Koffer“, das Album, charmiert beträchtlich. Zum Beispiel das gleichnamige Titelstück, das Fisher auf Deutsch vorträgt und dabei sowohl Arnold Schwarzeneggers Englisch als auch dessen Deutsch alt aussehen lässt. Sein Album stellt Fisher diese Woche zweimal vor. Einmal im Rahmen des Blue Bird Festival im Wiener Porgy & Bess am Donnerstag, tags darauf im Röda in Steyr.
Sein Koffer begleitet ihn auf dem Weg nach Graceland, wo er Candles For Elvis abzuliefern gedenkt. Der Song schiebt nett an, das euphorische Studentenpathos könnte einen in denkfaulen Momenten an Arcade Fire erinnern, aber hey!, da gibt es schlimmere Vergleiche. Ein Guter.
Ein scharfer Doppelpack tourt ebenfalls durchs Land. Die Bands DeWolff und Black River Delta. Dewolff stammen aus den Niederlanden und spielen Sixtiesrock, südstaatenorientiert, mit orgellastiger Soulbreitseite, mitunter ein bisserl konventionell. Black River Delta hingegen, ihrerseits Schweden, spielen dreckigen, im Sumpf des Mississippi knienden Rock! En! Roll! Primitiv, laut, hässlich und natürlich trotzdem dauernd auf Brautschau. Geil muss geil bleiben. (flu) Ian Fisher live: 24. 11., Wien, Porgy & Bess, 20.00; 25. 11., Steyr, Röda, 20.00 DeWolff & Black River Delta live: 26. 11., Linz, Posthof, 20.00; 28. 11., Wien, Chelsea, 21.00