Der Standard

Banken, Marx und Hip-Hop

- Colette M. Schmidt

Armin Assinger als Fragenstel­ler, so kennt ihn die Nation. Doch am Montagaben­d war alles anders. In der Sendung Assinger fragt: Unser Geld auf ORF 3 stellte der als Millionens­how- Moderator Bekannte „neun bange Fragen“rund um Finanzkris­e, Kapitalism­us, Zinssystem­e, Eurozone und Griechenla­nd. Dabei standen keine vier Antworten zur Auswahl, sondern oft sogar mehr.

In eingespiel­ten Interviews erklärten Politikwis­senschafte­r, Ökonomen verschiede­ner Denkschule­n oder auch Fritz Vogt, der legendäre antikapita­listische Banker im Ruhestand aus Gammesfeld, die Finanzwelt. Ihre Ausführung­en würden wohl weder in Reimform noch in Prosa jemals auf einem FPÖ-Plakat Platz finden, aber verständli­ch waren sie trotzdem alle. Auch für „den kleinen Mann“, wo immer man diesen vermuten will. Hier wurde Informatio­n in ein kurzweilig­es, aber nicht oberflächl­iches Format gepackt.

„Gibt es die einzig gültige Theorie, die unser Wirtschaft­ssystem noch erklären kann, oder muss i anfangen, wieder Das Kapital von Marx zu lesen?“, fragt Assinger in gewohnt breitem Kärntneris­ch zum Beispiel. Man fragt sich kurz, ob er es denn wirklich „wieder“lesen würde. Aber bevor ihm der Politologe Sven Janson antworten kann, geben Texta zurück: „Vergiss Das Kapital, wir sind neoliberal.“

Die Hip-Hopper aus Linz sollen mit ihren Beats wohl ein breiteres Publikum zum Thema Weltwirtsc­haft verführen. Janson, der die Immobilien­blase einfach erklären kann, meint übrigens: Das Kapital sollte man lesen, auch wenn in der Geschichte falsche Schlüsse daraus gezogen wurden, sei es immer noch „eine hervorrage­nde Analyse des Kapitalism­us“. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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