Wen Google vergessen muss
9000 Löschanfragen aus Österreich
Wien – 9000 Mal wollten Österreicher ihre eigenen Google-Suchergebnisse seit 2014 umschreiben lassen. Fast jedem zweiten Antrag hat die Suchmaschine zugestimmt. Seit der Europäische Gerichtshof im Mai 2014 das „Recht auf Vergessen“durchgesetzt hat, sollte Google 32.000 Verlinkungen löschen – allerdings nur bei Suchen nach den Namen der Personen. In 47 Prozent der beantragten Fälle hat der Suchmaschinist dem Löschen zugestimmt.
Eine Erhebung europäischer Medien zeigt nun erstmals, bei welchen Artikeln das „Recht auf Vergessen“geltend gemacht wurde. Auf derStandard.at waren 33 Artikel betroffen. Zum Vergleich: Die Liste gelöschter Verlinkungen von spiegel.de ist 158 Einträge lang, die britische öffentlichrechtliche BBC hat 182 entfernte Verlinkungen gelistet.
Unter den Medien gibt es viele Ähnlichkeiten bei der Art der gelöschten Links: Ein Viertel bis die Hälfte der Entfernungen betrafen Artikel zum Thema Kriminalität. Bei den meisten Medien waren zu- dem ein Drittel bis die Hälfte der Entfernungen Berichte, die das unmittelbare persönliche Leben einer Person betrafen. In Deutschland, Österreich und Spanien hatten rund ein Drittel der Entfernungen mit Unternehmen zu tun.
Nur in Spanien hatte die Hälfte der Entfernungen einen politischen Aspekt, in Österreich war dies bei einem Viertel der Artikel der Fall. Auf derStandard.at sind im Vergleich mit anderen Medien mehr Artikel zum Thema „Jugend“betroffen. Vier Artikel (zwölf Prozent), die von Interviews bis zu Ankündigungen von „Miss Europa“-Kandidaturen reichen, wurden aus Suchen nach den Namen von erwähnten Personen gelöscht.
Auch das Thema „Extremismus“wurde auf derStandard.at öfter entfernt als in anderen europäischen Medien: 18 Prozent (sechs Artikel) sind diesem Thema zuzuordnen. Sie handeln beispielsweise von jugendlichen „Heil Hitler“-Rufen oder islamistischer Propaganda. (fin) Hinweis: Diese internationale Recherche wurde von Journalismfund.eu unterstützt.