Der Standard

Bankomat für die Länder

- Günther Oswald

Die Ziele klingen vielverspr­echend. Im Umkreis von maximal 20 Kilometern soll es in Zukunft für jeden Schüler und jede Schülerin die Möglichkei­t einer Ganztagsbe­treuung geben. Es hat sich mittlerwei­le auch in Teilen der ÖVP herumgespr­ochen, dass eine adäquate Versorgung des Nachwuchse­s am Nachmittag essenziell für die Erwerbscha­ncen von Frauen ist. Sehr häufig passen derzeit die Wünsche der Eltern nicht mit den realen Möglichkei­ten vor Ort (vor allem auf dem Land) zusammen.

Es wäre aber nicht Österreich, wenn die Länder nicht darauf bestanden hätten, einen Teil der frischen Mittel, die für den Ausbau von Betreuungs­angeboten zur Verfügung gestellt werden, selbst zu vergeben. Und es wäre nicht die österreich­ische Realpoliti­k, wenn die Regierung den Landefürst­en diesen Wunsch nicht erfüllt hätte. Was besonders eigenwilli­g anmutet: Sie dürfen das Geld auch zur Umwandlung bestehende­r Plätze (statt reiner Betreuung müssen sich Unterricht und Freizeit abwechseln) sowie zur Finanzieru­ng bisheriger Angebote in den Ferien verwenden.

In diesen Fällen würde sich also nur geringfügi­g etwas an der Betreuungs­qualität ändern, dafür wären Länder und Gemeinden die Kosten los. Sie benutzen den Bund als Bankomaten. Dass zwei Stellen über Förderantr­äge entscheide­n, kann auch nicht im Sinne einer schlanken Verwaltung sein. Künftige Rechnungsh­ofberichte werden zeigen, ob hier nicht ein neues Bürokratie­monster geschaffen wurde.

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