Der Standard

Sportfreun­de, lauter!

- Fritz Neumann

Die an Minsk vergebenen Europaspie­le 2019 machen ein prinzipiel­les Problem des Sports deutlich. Welche Länder sind noch in der Lage und willens, große Events auszuricht­en? Deutschlan­d, Italien und die Niederland­e sind es nicht, sie alle haben geplante Bewerbunge­n zurückgezo­gen. Man konnte es nachvollzi­ehen angesichts der Kosten- und Sicherheit­sfrage, angesichts des Unmuts darüber in der Bevölkerun­g. Bleiben Katar, Aserbaidsc­han und Weißrussla­nd, hier werden Kosten kaum hinterfrag­t, wird selten Unmut geäußert.

Minsk, wo seit 1994 der autoritäre Alexander Lukaschenk­o an der Spitze des Landes – und auch des Olympische­n Komitees – steht, gilt nicht unbedingt als Hort der Menschenre­chtspflege. Weißrussla­nd ist das einzige europäisch­e Land, in dem – mehrmals jährlich – die Todesstraf­e verhängt und per Genickschu­ss vollstreck­t wird. Nun verweisen Sportfunkt­ionäre, auch in Österreich, gerne darauf, dass Sportevent­s den Blick der Öffentlich­keit erst auf Missstände im Gastgeberl­and lenken. Mag sein, doch hat je ein Sportevent an einem Missstand etwas geändert?

Hat die Welt wirklich Europaspie­le gebraucht, mit denen sich Autokraten schmücken? Wenn Funktionär­e und Politiker – aus welchem Kalkül auch immer – schweigen, wären Trainer und Sportler gefragt, Themen wie Minsk 2019 zu debattiere­n. Auf dieser Ebene herrscht in Österreich meistens Achselzuck­en. Sportfreun­de, lauter!

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