Magazin „Alles Roger?“: Unglaublich gute Interviews
Zweifel an Echtheit mehrerer Interviews mit Weltstars wie Kevin Spacey, die das Magazin geführt haben soll
Bei den Interviews geht es schon mal recht rau zu. Da wird der Fragesteller „ein richtiges Arschloch“genannt oder ihm eine Tracht Prügel angedroht. Und zwar von Weltstars wie Sting oder dem Schauspieler Mickey Rourke. Derartige Interviews sind ein Markenzeichen der 2014 gestarteten Zeitschrift Alles Roger?, die in einer Auflage von 200.000 Stück verbreitet wird. In den Interviews geht es auch um Politik – und die Hollywood-Stars nehmen sich kein Blatt vor den Mund. „Seit Jahren arbeiten unsere Politiker, auch die in Europa, anscheinend auf einen größeren Krieg hin“, sagt etwa Schauspieler Kevin Spacey.
Doch das Interview mit Spacey, das von Alles Roger?-Chefredakteur Roland Hofbauer geführt worden sein soll, habe laut Spaceys PR-Agentin Staci Wolfe nicht stattgefunden. „Es handelt sich um ein gefälschtes Interview“, schreibt Wolfe in einem E-Mail an den STANDARD.
Zweifel gibt es auch an der Authentizität anderer Interviews. Sting habe „nach unserem Wissensstand mit dieser Publikation kein Interview geführt“, heißt es von Universal Music, Stings Plattenfirma. NetflixChef Reed Hastings gibt in einem Gespräch mit Alles Roger? angeblich zu, privat Pornos zu konsumieren, und legt dar, dass der Videostreaming-Service Netflix über das Anbieten von Pornos „selbstverständlich nachgedacht“habe, das aber „im sehr prüden Amerika“wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen würde. Derart offen hätte Hastings bislang mit keinem Medium der Welt geredet. Netflix möchte sich offiziell nicht zu dem Interview äußern.
Interviews mit Strache und Hofer
Alles Roger?- Chefredakteur Roland Hofbauer, der als Autor der Interviews geführt wird, gibt im Standard- Gespräch an, die Beiträge von einer „Agentur“aus dem Ausland zugekauft zu haben. Diese leiste „gewissenhafte Arbeit“. Er möchte jedoch nicht sagen, um welche Agentur es sich dabei handelt. „Das müsst ihr selbst recherchieren“, sagt Hofbauer. In einigen Interviews bei Alles Roger? geht es jedoch auch um Wien und den Interviewer selbst.
Authentisch dürften Interviews mit österreichischen Politikern aus dem rechten Parteienspektrum sein. Alles Roger?, das von Excalibur City-Betreiber Ronnie Seunig gegründet wurde, sprach mit FPÖ-Chef HeinzChristian Strache und ließ Ex-BZÖ-Politiker Peter Westenthaler den Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer interviewen. Gesprochen wurde auch mit FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, der mit Alles Roger? über die „Lügenpresse“diskutierte.
DÖW kritisierte Magazin
Alles Roger? wurden vergangenes Jahr vom Mauthausen-Komitee „antisemitische Tendenzen“attestiert. Laut dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands übernehme das Magazin „verschwö- rungstheoretische Positionen, wie sie aus rechtsextremen Kreisen bekannt sind.“
Das Magazin hält Kontakte zu anderen selbsternannten „alternativen“Medien, zu denen etwa das der FPÖ nahestehende unzensuriert.at gehört. Die Plattform hatte seinen Lesern empfohlen, auch ein Abonnement von Alles Roger? abzuschließen. Auf dem Kongress der „Verteidiger Europas“in Linz, an dem teils Rechtsextreme wie Mitglieder der Identitären-Bewegung teilnahmen, war auch Chefredakteur Hofbauer. Laut einem Bericht von unzensuriert.at – Vertreter traditioneller Medien durften den Kongress nicht besuchen – erklärte dieser dort die Krise etablierter Nachrichtenorganisationen bei einer Gruppendiskussion damit, dass in ihnen „a Schas drinsteht“.