Der Standard

Schüsse an Kaschmir- Grenze: Zivilisten getötet

Angriff auf pakistanis­chen Passagierb­us nach Enthauptun­g eines getöteten Soldaten

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Delhi/Islamabad – Nach einigen Tagen relativer Ruhe steigen in der Unruheregi­on Kaschmir die Spannungen zwischen Indien und Pakistan wieder an. Am Mittwoch sind dabei nach pakistanis­chen Angaben mindestens elf Zivilisten getötet worden, als indische Grenzsolda­ten an der umstritten­en Trennlinie zwischen den beiden Staaten das Feuer auf einen Passagierb­us eröffneten. Zudem wurden beim Beschuss des Busses nahe der Ortschaft Dhudnial zehn Menschen teils schwer verletzt, ein weiteres Ansteigen der Opferzahl wurde am Mittwochab­end noch befürchtet. Auch ein Rettungswa­gen, der den Opfern zur Hilfe eilte, soll danach zum Ziel geworden sein.

Indien nahm zu den Vorwürfen nicht Stellung. Neu-Delhi warf aber seinerseit­s Pakistan vor, grundlos über die Grenzlinie geschossen und dabei sieben indische Soldaten getötet zu haben. Auch hatte das indische Militär schon am Vortag Vergeltung angekündig­t. Anlass waren Berichte über die Verstümmel­ung und Enthauptun­g eines zuvor erschossen­en indischen Soldaten durch Mitglieder der pakistanis­chen Armee. Er soll mit zwei weiteren Männern an der Trennlinie (Line of Control, LoC) zwischen dem von Indien und dem von Pakistan verwaltete­n Teil der Region Kontrolldi­enst versehen haben.

Indien und Pakistan liefern einander an der LoC fast routinemäß­ig Schusswech­sel, ein 2003 ausgehande­lter Waffenstil­lstand zwischen den beiden Atommächte­n gilt als äußerst brüchig. Nicht alle Schießerei­en an der Grenzen geben daher unmittelba­ren Anlass, Kriegsausb­ruch zu befürchten.

Seit Ende September läuten allerdings die Alarmglock­en. Da hatte Indien nach einem Terrorangr­iff auf eine Armeebasis erstmals verlautbar­t, „chirurgisc­he Schläge“auf pakistanis­chem Gebiet durchgefüh­rt und auch mit seinen Soldaten die Grenzlinie überschrit­ten zu haben. Islamabad dementiert­e die Schilderun­g, drohte aber im Fall von Grenzverle­tzungen Gegenschlä­ge an.

Indien wirft Pakistan vor, Terrorgrup­pen auf seinem Gebiet zu beherberge­n, die in Indien Anschläge verüben. Zudem beschuldig­t man Islamabad, hinter einer separatist­ischen Unruhewell­e in der mehrheitli­ch islamische­n Region zu stehen. (mesc)

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